Französische Bulldogge

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Die Französische Bulldogge ist ein doggenartiger Begleithund mit einem kräftigen und gedrungenen Körperbau. Die kleinen Vierbeiner mit den großen Fledermausohren gelten als charakterstarke, gesellige und charmante Familienhunde, zählen aber auch zu den brachycephalen Moderassen mit verringerter Hitzetoleranz und anderen Problemen.

Steckbrief:
Französische Bulldogge

Obwohl er offiziell ein Gesellschafts- und Begleithund ist, wird der Frenchie durch seine Abstammung vom English Bulldog auch oft als kleiner Molosser bezeichnet.

Größe
 24-32 cm
♂ 27-35 cm

Gewicht
 8-13 kg
♂ 9-14 kg

Hundetyp
Begleithund, Molosser

Lebensdauer
10-14 Jahre

Geschichte und Herkunft

Nachdem die Englische Bulldogge nach dem Verbot von Hundekämpfen 1835 vom rauflustigen Gladiator zum knautschigen Showhund umgewandelt wurde, machten sich britische Züchter im 19. Jahrhundert auch an die Entwicklung eines Toy Bulldogs.

Dafür versuchten sie aus besonders kleinen Exemplaren ihrer Bulldoggen eine Miniaturausgabe des Bulldog zu züchten.

Toy Bulldog 1905[12]

Die Geschichte des Frenchie begann, als Spitzenklöppler während der industriellen Revolution aus Nottingham mit solchen kleinen Bulldoggen in die französische Normandie auswanderten.

In Frankreich züchtete man die kleinen Bulldogs weiter und kreuzte auch kleine stehohrige Terrier und vielleicht noch andere Hunde mit ein. Irgendwie entstanden dabei die Vorfahren des stehohrigen Frenchie, die man zeitweise auch Terrier-Boules nannte.

Französische Bulldogge 1905[12]

Schließlich setzte sich der heutige Rassename Bouledogue Français durch, eine an „Bulldog“ erinnernde Verbindung der französischen Worte boule (Kugel) and dogue (Mastiff).

Schon bald waren diese Hunde in Frankreich so beliebt, dass man begann die kleinen oder nicht standardkonformen Hunde aus der britischen Bulldog-Zucht zu importieren und die Toy Bulldog-Zucht nach Frankreich zu verlagern.

Typen von Toy Bulldogs 1903[7]

Zunächst nutzte man den kräftigen und aktiven kleinen Hund als Rattler und Wachhund der Metzger und Markthallen. Diese ulkige neue Hunderasse mit den großen runden Stehohren war vor allem in Paris bald ein Modehund der feinen Gesellschaft.

Laut FCI-Standard ist die Französische Bulldogge „das Ergebnis verschiedener Kreuzungen, die passionierte Züchter in den 1880er Jahren in den Arbeitervierteln von Paris vornahmen„.

Danach ging alles ganz schnell: 1880 wurde der erste Zuchtclub für diese Hunde in Paris gegründet und 1898 war der kleine Molosser in Frankreich bereits als neue Hunderasse anerkannt.

Französische Bulldogge 1915[8]

Nachdem die französische Version des Bulldog allerdings auch in Großbritannien bekannt wurde, waren traditionelle Züchter geradezu entsetzt.

Man störte sich an den großen Fledermausohren, der nicht so deutlich sichtbare Vorbiss und der etwas schmalere Statur der französischen Hunde. Aber auch in England setzte sich der neue Typ der kleinen Bulldoggen schnell durch und verdrängte bald den rosenohrigen Toy English Bulldog.

Liebhaber gründeten 1902 den „French Toy Bulldog Club of England“ und schon seit 1906 ist der Frenchie im britischen Kennel Club anerkannt. . 1954 wurde diese kleine Bulldogge als französische Hunderasse auch durch die FCI registriert.

Größe und Aussehen

Die ideale Schulterhöhe liegt je nach Geschlecht bei 24-35 cm. Die meisten Frenchies wiegen 8-14 kg, sie werden für ihre geringe Größe also ziemlich schwer.

Es handelt sich daher um eine kleine Hunderasse, bei der auch mal eher zierliche oder eher bullige Vertreter vorkommen.

Der Körperbau ist sehr kompakt, muskulös und gedrungen mit einem fassförmigen Brustkorb.

Die Statur ist zudem niederläufig, d.h. die Rückenlänge übertrifft die Schulterhöhe. Ein Karpfenrücken mit ansteigender Rückenlinie von den Schultern zur Lende hin ist typisch für die überbaute Französische Bulldogge.

Typisch sind für diese brachycephale Hunderasse ein kugeliger Kopf mit kurzem Fang, moderate Hängelefzen, breite runde Stehohren und eine natürliche Kurz-, Knick- oder Knotenrute.

Der Schädel ist breit und quadratisch, gerade die Rüden bekommen einen ziemlichen Bollerkopf mit deutlichen Runzeln und Falten. Die Schnauze wird allerdings leider nur etwa ein 1/6 so lang wie der Schädel!

Durch den verkürzten Oberkiefer und Nasenrücken neigt sich die Nase zu einer Stupsnase auf. Normale und gut geöffnete Nasenlöcher sollen eine freie Atmung erlauben, jedoch besitzen viele Frenchies deutlich verengten Nasenlöcher

Die Stirn steigt steil an und der Stopp zwischen Fang und Schädel ist deutlich ausgeprägt. Große runde Augen runden das Kindchenschema dieser Hunde ab.

Das kurze Fell liegt dicht an und besitzt keine Unterwolle.

Die zulässigen Fellfarben bei der Französischen Bulldogge sind hellblondes Zobel ohne schwarze Wolkung oder gestromtes Zobel. Auch kleine schwarze Masken kommen in beiden Fällen häufig vor.

Auch Weißscheckung ist sehr verbreitet, so dass auch weiß-blonde Falbschecken oder weiß-gestromte Schecken oft zu sehen sind.

Auch ein sehr hoher Weißanteil kommt bei den Schecken oft vor und wird toleriert. Ganz weiße Bulldoggen können zwar ausgestellt werden, sind aber durch das stark erhöhte Taubheitsrisiko von der Zucht ausgeschlossen[1].

Als Fehlfarbe sind bewusste Modezüchtungen wie Merle, Schwarz, Braun, Tanmarken oder Blau bekannt.

Eine sehr interessante Fellfarbe der Bullys ist das so genannte schwarzbraune Cocoa einiger weniger Bulldoggen. Dieses wird nicht wie normales schokobraunes Fell anderer Hunde vererbt, sondern erst 2020 auf dem unabhängig vererbten Co-Lokus gefunden[13]

Temperament und Haltung

Der French Bulldog ist ein geselliger, verspielter und sehr aufgeweckter kleiner Hund. Französische Bulldoggen wollen beschäftigt werden und gelten als charakterstarke Persönlichkeiten.

Denn es handelt sich um einen kleinen sportlichen Molosser, der sich selbst nicht als Kuschelhund für`s Sofa versteht.

Wäre da nicht das Problem mit der schweren niederläufigen Statur und der stark verringerten Belastbarkeit, würde man ihn sicherlich viel häufiger im Hundesport oder bei langen Wanderungen mit seinen Menschen antreffen würde.

Frenchies brauchen Action, Bewegung und Kopfarbeit, sind aber in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Denn durch ihren Körperbau sind sie äußerst schlechte Schwimmer und kommen mit Hitze und Stress deutlich schlechter zurecht als andere Hunderassen.

Selbst der französische Zuchtverband warnt davor die Französische Bulldoggen bitte nicht am Halsband ziehen zu lassen und rät sie durch das Überhitzungsrisiko besser niemals in geschlossenen Transportboxen zu verwahren (Anm.: auch einige Fluggesellschaften lehnen den Transport brachycephaler Hunderassen mittlerweile kategorisch ab)[11].

Er gilt als charmanter, frecher und lustiger Begleithund, kann aber auch mal wachsam und eigensinnig sein.

Wenn er nicht gerade ein langes Nickerchen hält, ist er meist wie ein kleiner Bulldozer unterwegs und verfolgt seine Menschen neugierig.

Frenchies sind sensibel und möchten gefallen, haben aber auch mal eigene Pläne. Sie brauchen sie eine geduldige und sehr konsequente Erziehung.

Denn diese unternehmungslustigen Familien- und Begleithunde sind ziemlich aktiv und lebhaft. Dennoch bellen sie selten und sind genügsam genug, um auch mit einem Wohnungs- und Stadtleben zurecht zu kommen.

Fellpflege fällt kaum an, dafür sollte man Hautfalten regelmäßig nach Entzündungsherden absuchen.

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe.

Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Der Frenchie ist leider eine Hunderasse mit vielen gesundheitlichen Problemen!

Und die allermeisten davon sind auf rassetypische Merkmale und Übertypisierung individueller Hunde zurückzuführen.

Ganz offensichtlich ist natürlich die stark ausgeprägte Brachycephalie, die vielen Vertretern dieser Hunderasse unnötige Atemnot beschert, die Fähigkeit zur Thermoregulation und die Belastbarkeit verringert.

Auch schon Schnarchen ist nicht süß oder harmlos, sondern Zeichen eines unnatürlichen Luftwiderstands beim Atmen!

Durch Luftschlucken beim Fressen neigen kurznasige Hunde übrigens zu übermäßiger Flatulenz!

Aber auch überrunde vorquellende Augen, ein kaum noch vorhandener Hals, Probleme der Wirbelsäule oder Probleme durch zu viele Hautfalten kommen zu häufig vor.

Französische Bulldoggen werden durch ihren dicken Kugelkopf und ihre gedrungene Statur zudem oft künstlich befruchtet und die Welpen per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht.

Die Modezucht der letzten Jahre hat die Situation leider nicht besser gemacht. So langsam kommt allerdings etwas Bewegung in die Zucht gesünderer Bulldoggen.

In den Niederlanden wurde die Zucht solch extrem kurznasiger Hunde zum Beispiel aktuell stark eingeschränkt. Hier wird das Verhältnis von Schädellänge zu Fanglänge als Maßstab angesetzt, so dass zu kurznasige Hunde nicht mehr zur Zucht verwendet werden dürfen.

Die hiesigen Zuchtverbände haben mittlerweile auch erkannt, dass alles abstreiten von Problemen ihnen langfristig nichts bringen wird. Man versucht nun u.a. mit Fitnesstests zu stark vorbelastete Tiere aus der Zucht zu entfernen.

Diese Erkrankungen kommen bei der Französischen Bulldogge u.a. vor:

  • Brachycephales Atemnotsyndrom
  • Hüfgelenkdysplasie
  • Patellaluxation
  • Trachealkollaps
  • Eingewachsene Ruten
  • Intervertebral Disc Disease (IVDD)[6]
  • Allergien
  • Dermatitis
  • Gebissfehler
  • Cystinurie
  • Erbliche Augenerkrankungen
  • Taubheit[5]
  • Degenerative Myelopathie
  • Lafora-Epilepsie
  • Spina Bifida
  • Megaösophagus
  • Spondylose
  • Congenitale Hypothyreose
  • Gaumenspalte
  • Kissing Spines
  • Keilwirbel
  • Histiozytäre Ulzerative Colitis
  • Entropium

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Französische Bulldogge-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 131 und 325[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 101: Französische Bulldogge (2017). http://www.fci.be/de/nomenclature/FRANZOSISCHE-BULLDOGGE-101.html

[2] VDH-Rasseportrait: Französische Bulldogge.

[3] Französische Bulldoggen Verein Deutschland e.V.: Rasseportrait.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021). https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Louisiana State University (LSU): Prevalence of deafness in dog breeds (engl).

[6] Dickinson Peter J., Bannasch Danika L.. Current Understanding of the Genetics of Intervertebral Disc Degeneration. Front. Vet. Sci., 07/2020. https://doi.org/10.3389/fvets.2020.00431

[7] William D. Drury (1903): British dogs, their points, selection, and show preparation. https://archive.org/details/britishdogstheir00drurrich/page/618/mode/1up

[8] Walter Esplin Mason (1915): Dogs of all Nations. https://archive.org/details/dogsofallnations00masorich/page/53/mode/1up

[9] Crook A et al. 2011. Canine Inherited Disorders Database (CIDD)French Bulldog (engl.).

[10] Evans, Katy M., Adams, Vicki J. (2010). Proportion of litters of purebred dogs born by caesarean section. Journal of Small Animal Practice. 51 (2). DOI: https://doi.org/10.1111%2Fj.1748-5827.2009.00902.x

[11] Société Centrale CanineLe Bouledogue Français (frz.).

[12] James Watson (1905): A popular History of the Dog. https://archive.org/details/dogbookpopularhi02watsrich/page/707/mode/1up

[13] Kiener S, Kehl A, Loechel R, Langbein-Detsch I, Müller E, Bannasch D, Jagannathan V, Leeb T. Novel Brown Coat Color (Cocoa) in French Bulldogs Results from a Nonsense Variant in HPS3Genes. 2020; 11(6):636. https://doi.org/10.3390/genes11060636