Epagneul de Pont-Audemer

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Der Épagneul de Pont-Audemer ist ein gelockter mittelgroßer Vorstehhund, der in der Normandie für die Jagd auf Wasservögel gezüchtet wurde. Die Pont Audemer-Spaniel gelten als anhänglich und leichtführig, brauchen aber als Jagdhunde viel Bewegung und eine Aufgabe.

Steckbrief:
Epagneul de Pont-Audemer

Unter allen Èpagneuls trägt der Pont Audemer-Spaniel sicherlich die originellste Frisur. Denn die Hunde besitzen lockiges Fell und eine krause Haartolle auf dem Kopf und den Ohren. Sie sind verwandt mit dem Irish Water Spaniel.

Größe
52-58 cm

Gewicht
ca. 20-27 kg

Hundetyp
Vorstehhund

Lebensdauer
12-14 Jahre

Geschichte und Herkunft

Wie die Vorfahren aller Épagneuls lebten auch die Ahnen des Pont Audemer-Vorstehhundes im Norden Frankreichs. Auch in der Normandie jagte man schon vor langer Zeit mit spanielartigen Jagdhunden in den Sümpfen von Marais-Vernier nahe Pont-Audemer nach Wasservögeln.

Diese Hunde stammten von den mittelalterlichen Spaniels ab, von denen über die Jahrhunderte ganz verschiedene regionale Schläge bekannt waren.

Schon damals wurden wohl auch mal Wasserhunde wie Pudel oder Barbets eingekreuzt, so dass solche Hunde schon damals gelockt gewesen sein könnten.

Französischer Langhaariger Vorstehhund, Epagneuls de Pont-Audemer 1894[7]

Im frühen 19. Jahrhundert kamen zunehmend auch britische Jäger mit ihren Jagdhunden nach Nordfrankreich. Durch britische Quarantänebestimmungen ließen die Briten ihre Hunde oftmals in Frankreich zurück bis sie zum nächsten Jagdausflug zurückkehrten.

In dieser Zeit wurden vielfach große Pointer und Setter in die nordfranzösischen Spaniels eingekreuzt. Dabei entstanden entlang der französischen Küste die heutigen Épagneuls wie der Épagneul Picard, der Èpagneul Français oder der Épagneul Breton.

Setter of Pont-Audemer 1915[8]

Auch der Pont-Audemer Spaniel ist also eigentlich gar kein Spaniel! Es handelt sich wie bei allen Épagneuls um einen Vorstehhund, der in diesem Fall eben auch sehr gern stöbert und apportiert.

Eine offensichtliche Besonderheit beim Épagneul der Normandie ist die Einkreuzung von gelockten britischen Wasserspaniels wie dem Irish Water Spaniel.

Seit 1886 werden die Pont Audemer-Jagdhunde in Frankreich als Hunderasse nach einheitlichen Kriterien gezüchtet, allerdings waren sie schon immer selten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren gerade in der Normandie kaum noch Exemplare dieser Jagdhunde übrig. Ganz bewusst wurde zu dieser Zeit nochmal Irish Water Spaniel und andere Hunde eingekreuzt, um die französische Hunderasse zu erhalten.

Seit 1954 ist dieser lockige Vorstehhund durch die FCI anerkannt.

Aber selbst in Frankreich handelt es sich bis heute um eine Hunderasse mit zeitweise sehr niedrigem Bestand. Man versucht diese Hunderasse daher etwas bekannter zu machen.

Größe und Aussehen

Mit einer Schulterhöhe von etwa 52-58 cm für Rüden und Hündinnen fällt der Épagneul de Pont-Audemer in die Kategorie der mittelgroßen Hunderassen.

Diese Hunde sind ziemlich stämmig gebaut, sie sollen bodennah und gedrungen wirken.

Laut FCI-Standard soll er sogar „recht kurze Läufe“ haben, die Hunde sind aber eigentlich nicht niederläufig[1]. Und auch der französische Zuchtverband beschreibt den Körperbau als quadratisch, also so lang wie hoch[6].

Der Jagdhundekopf mit dem deutlich Hinterhauptkamm ist entlang des Scheitels unter einer lockigen Haartolle bedeckt. Im Gegensatz zu den anderen Épagneuls besitzt der Pont-Audemer einen relativ langen und spitz wirkenden Fang ohne deutlich überhängende Lefzen.

Die Rute wurde früher um ein Drittel eingekürzt, was heute nicht mehr bei jedem dieser Jagdhunde praktiziert wird. Die Traditionen ändern sich auch in der Jagdhundeszene, wenn auch sehr langsam.

Vom immer braunen Pigmentyp dieser Hunde ist auch die Augenfarbe betroffen, diese ist meist bernsteinfarben bis nussbraun.

Das Fell dieser Hunde ist im Gesicht und an den Läufen kurz, vom Nacken über den Rücken, die Flanken und die Rute ist es mittellang, derb, leicht filzig und stark gekräuselt. Sogar an den befederten Hosenbeine bilden sich Locken!

Das Fell soll keinesfalls seidig oder weich sein, sondern durch seine ölige und struppige Beschaffenheit optimalen Schutz vor kaltem Wasser und Gestrüpp bieten.

Besonders auffällig ist die an eine Perücke erinnernde Frisur auf dem Kopf. Denn die lockige Befederung der Ohren geht in eine ulkige Stirntolle über.

Die Farbe wird im FCI-Standard sehr malerisch beschrieben:

  • Kastanienbraun, vorzugsweise grau durchsetztes Kastanienbraun, mit dem Farbschimmer welken Laubes.[1]

Gemeint ist damit einfarbig braunes oder viel häufiger braun-weißes Fell mit dichtem Ticking oder Roaning in den weiß gescheckten Bereichen.

Bei anderen Jagdhunden würde man das einfach braunschimmel nennen. Aber durch die Locken ergeben sich verschiedene Farbabstufungen, die das Fell stellenweise braungrau oder rötlich-laubfarben machen.

Temperament und Haltung

Es handelt sich in erster Linie um einen passionierten Jagdhund, der sehr leidenschaftlich stöbert und für seine zähe Ausdauer bekannt ist.

In Frankreich ist man sich darüber bewusst, dass man diese seltene Hunderasse langfristig auch als Begleithund bekannter machen muss, um den Pont Audemer-Spaniel langfristig zu erhalten.

Die französische Société Centrale Canine beschreibt diese Hunde daher als ausgeglichen und anpassungsfähig und auch für eine Wohnungshaltung geeignet, sofern man ihm genügend Bewegung und Beschäftigung bieten kann[6].

Durch seine Abstammung von Wasserspaniels bringt er viel Wasserfreude mit und apportiert begeistert. Auch die gute Nase kann man sich natürlich zunutze machen, um so einen Hund im Alltag mit Such- und Bringspielen auszulasten.

Als Familien- und Begleithund soll er anhänglich und fröhlich sein. Er ist unkompliziert, humorvoll und ziemlich ausgeglichen, auch mit Kindern soll er sehr geduldig sein.

Er hat aber auch ein relativ rustikales, mutiges und derbes Temperament. Fremden gegenüber bleibt der Épagneul de Pont-Audemer meist etwas distanziert.

Spanieltypisch sind die Hunde eher leichtführig und gelten in den richtigen Händen als leicht trainierbar und intelligent. Natürlich sollte man bedenken, dass mit so einem begeisterten Jagdhund Freilauf nicht immer angebracht ist.

Die Fellpflege ist allerdings so eine Sache. Das ölige lockige Fell ist ziemlich harsch und sehr, sehr dicht. Hier muss man schon mal ein bißchen abtrocknen, kämmen und bürsten, wenn der Hund einen Ausflug in die nächste Matschpfütze, die Brombeeren oder Kletten gemacht hat.

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe.

Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Diese Hunderasse ist sehr selten, langfristig müssen Züchter auf einen ausreichend großen Bestand achten. Denn zu starke Inzucht erhöht mit der Zeit einfach das Risiko, dass sich auch Schadgene unbemerkt anhäufen können.

Bislang gilt der Pont Audemer-Spaniel allerdings als sehr gesunde und robuste Hunderasse ohne rassetypische Erkrankungen.

Folgende Probleme können u.a. vereinzelt auftreten:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Patellaluxation
  • Haarausfall
  • Hyperurikosurie[5]

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Epagneul de Pont-Audemer-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 0 und 3[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 114: Epagneul de Pont-Audemer (1998). http://www.fci.be/de/nomenclature/PONT-AUDEMER-SPANIEL-114.html

[2] VDH-Rasseportrait: Epagneul de Pont-Audemer.

[3] Verein für Französische Vorstehhunde e.V.: Epagneul Pont Audemer.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021). https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Donner J, Kaukonen M, Anderson H, Möller F, Kyöstilä K, Sankari S, et al. (2016) Genetic Panel Screening of Nearly 100 Mutations Reveals New Insights into the Breed Distribution of Risk Variants for Canine Hereditary Disorders. PLoS ONE 11(8): e0161005. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0161005

[6] Société Centrale CanineL’Épagneul de Pont-Audemer (frz.).

[7] Ludwig Beckmann (1894): Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes. https://archive.org/details/geschichteundbes01beck/page/n385/mode/1up

[8] Walter Esplin Mason (1915): Dogs of all Nations. https://archive.org/details/dogsofallnations00masorich/page/51/mode/1up