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Mittlerweile haben sich Brustgeschirre für Hunde so flächendeckend im Alltag durchgesetzt, dass man als Halter zwischen unglaublich vielen verschiedenen Modellen und Anbietern wählen kann.
Hier erfährst Du, auf was Du beim Kauf Deines nächsten Hundegeschirrs achten kannst.
Welche Typen von Hundegeschirren gibt es?
Es gibt zig verschiedene Geschirrtypen.
Schauen wir uns die einzelnen Geschirrtypen etwas genauer an:
Tipp
Adressanhänger klimpern am Geschirr genau so furchtbar wie am Halsband.
Bei normal großen Hunden bieten die Gurtbänder eines Geschirrs oft genug Platz, um eine kleine Tasche mit Deinen Kontaktdaten drin zu befestigen oder die Kontaktinfos direkt aufsticken zu lassen.
Weitere Spezialgeschirre
So vielfältig wie die Ansprüche von uns und unseren Hunden sind, so vielfältig sind auch die Geschirrmodelle, die man kaufen kann.
Hier nur eine Auswahl von speziellen Geschirren, die man kaufen kann:
Such- und Fährtengeschirre
Bei der Sucharbeit soll der Hund vor dem Hundeführer arbeiten und darf oder soll dabei auch an der Leine ziehen.
Beim hundesportlichen Fährten sucht der Hund mit tiefer Nase. Bei anderen Suchsportarten („American K9 Nosework“, Mantrailing, Objektsuche,…) ist auch ein Suchen mit hoher Nase erlaubt.
Böttger- oder Böttchergeschirre
Bei Fährtenprüfungen sind laut aktueller Prüfungsordnung (Internationale Gebrauchshunde-Prüfungsordnung, gültig ab 01.01.2019) „ Brustgeschirr oder Böttgergeschirr ohne zusätzliche Riemen“ erlaubt.
Böttger-Geschirre sind eigentlich keine Geschirre im herkömmlichen Sinne, sondern nur Bauchriemen, die per Brustgurt mit dem üblichen Halsband verbunden werden. Es entfällt also der Rückensteg. Diese Konstruktion ist natürlich wackelig und bleibt nur unter Zug während der Arbeit in Position.
Die Leine wird nicht am Rücken, sondern unter dem Bauch befestigt, so dass diese während der Fährtenarbeit nicht über den Rücken des Hundes verläuft. Das gewährleistet, dass unter Zug das Halsband nach unten gezogen wird und nicht auf die Atemwege drückt.
Eine bessere Alternative als ein Anleinen direkt am Halsband (was per Prüfungsordnung erlaubt wäre). Denn hier müsste die Leine zwangsläufig zwischen den Hinterbeinen oder unter der Achsel gespannt werden.
Beim Fährten am Halsband stört die Leine.
Mantrailing-Geschirr
Hier ist eine Suche mit hoher oder mit tiefer Nase erlaubt. Der Hund muss arbeiten und sich voll auf seinen Job konzentrieren können, ohne ständig das Gefühl zu haben über Zug am Geschirr „Rückmeldung“ zu bekommen.
Gerade sensible Hunde lassen sich schnell beeinflussen und mögen sich nicht so arg „ins Geschirr hängen“, wenn das jedes Mal zwickt und kneift.
Die Luftwege sollen durch das Tragen eines Hundegeschirrs ja ohnehin nicht eingeengt werden. Aber gerade bei der Sucharbeit erhöht sich die Atemfrequenz und die Hunde verfallen gelegentlich in Bauchatmung.
Hier muss man beim Kauf eines geeigneten Geschirrs besonders darauf achten, dass das Geschirr nicht nur im Stand und Trab gut sitzt, sondern eben auch unter Zug an der Leine nicht in eine unangenehme Position rutscht.
Actionkamera-Geschirr
Jeder Besitzer einer Actionkamera hat schon mal probiert diese an seinem Hund zu befestigen.
Wenn Du einen GoPro oder eine andere Actionkamera besitzt, hast Du bestimmt schon mal drüber nachgedacht wie Du diese an Deinem Hund befestigen könntest.
Wenn das kein dauerhafter Spaß werden soll, lohnt sich die Anschaffung eines Spezialgeschirrs aber nicht wirklich. Wenn doch, dann nimm lieber eins, an Du die Kamera vorn an der Brust befestigen kannst.
Eine Befestigung auf dem Rücken ist meist instabil und liefert sehr verwackeltes Bildmaterial.
Diese Geschirre sind natürlich nicht geeignet als Alltagsgeschirre, ihre Passform richtet sich nicht nach den körperlichen Bedürfnissen des Hundes!
Wasserarbeitsgeschirr
Wasserarbeit wird hierzulande nur selten vereinsmäßig betrieben (hier gehts zur Infoseite des DVG). Dennoch findet man auch für dieses Hundehobby einen eigenen Geschirrtyp. Denn bei Prüfungen muss der Hund ein spezielles „Wasserarbeitsgeschirr“ tragen.
An diesen Geschirren sind Greifringe befestigt, an denen sich Ertrinkende während der Bergung durch den Hund festhalten können. Hier mal ein Link zu einem der Anbieter eines solchen Spezial-Geschirrs.
Hilfsgeschirr für blinde Hunde
Die meisten Hunde lernen nach einer schleichenden Erblindung schnell sich anhand ihrer anderen Sinne zu orientieren.
Aber natürlich passiert es manchmal, dass sie gegen Dinge laufen. Mein fast blinder Senior tastet sich gern an Wänden lang und ist dann kurz irritiert, wenn er auf ein Hindernis trifft.
Unsicheren und ängstlichen kann diese Situation allerdings so sehr zu schaffen machen, so dass sie sich davor fürchten von einem Raum zum anderen zu gehen.
Hier kommt das Hilfsgeschirr für blinde Hunde ins Spiel.
Dabei handelt es sich um eine Art Sattelgeschirr, an das nachträglich ein Bügel aus flexiblem Metall oder Kunststoff rund um den Gesichtsbereich des Hundes gespannt wird.
So kann der Hund Frontalkollisonen vermeiden und wieder Sicherheit im Alltag gewinnen. Eine Art Blindenstock für Hunde sozusagen.
„Erziehungs“-Geschirr
Viele Hundehalter hoffen, dass das „richtige“ Geschirr ihre Leinenzieh-Problematik löst. Wenn ein Modell versagt, wird das nächste gekauft.
Sorry, so funktioniert Hundetraining nun mal nicht!
Ich möchte hier ausdrücklich darauf hinweisen, dass viele der Erziehungsgeschirre auf dem Markt in meinen Augen tierschutzrelevant sind.
Diese Geschirre sollen dem Hund „Rückmeldung“ geben, wenn die Leine straff wird.
In den meisten Fällen erfolgt das über Riemen, die sich unter Zug schmerzhaft unter den Achseln des Hundes zusammenziehen. Ich habe aber auch schon Geschirre gesehen, die unter Zug automatisch Zitronenwasser ins Gesicht des Hundes sprühen.
Das macht diese Geschirre weder ethisch einen Deut besser als ein Zug- oder Stachelhalsbänder fürs Leinentraining noch funktioniert diese Methode. Denn „NEIN“ gibt dem Hund keinerlei Information darüber, was er tun soll.
Sensible Hunde wissen nicht, wie ihnen geschieht, hören vielleicht auf zu ziehen, weil sie sich hinter ihrem Halter verkrümeln, aber der Spaß am spazieren gehen ist dann auch dahin. Frenetische Hunde drehen einfach nur noch mehr auf. Und die allermeisten Hunde treten eine „Flucht nach vorn“ an und ziehen weiterhin an der Leine.
Also: Pfui zu solchen Erziehungsgeschirren!
Auf was Du beim Kauf eines Hundegeschirrs achten solltest
Die Körperformen beim Hund reichen von quadratisch zu extrem lang, von grazil zu massig und von langbeinig zu tiefergelegt.
Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass nicht jeder Hund eine sichtbare Taille hat.
Hunde sind bekanntermaßen sehr individuell geformt. Was dem einen passt, ist für den anderen eine Zumutung. Ähnlich wie beim Schuhkauf für uns Menschen.
Man kann zwar in unbequemen Schuhen laufen, aber Spaß macht das auf Dauer nicht.
Hier deshalb ein paar Dinge, auf die Du beim Kauf eines Hundegeschirrs achten solltest:
Die Passform
Der Hund sollte sich frei und natürlich bewegen können. Gurte sollten nicht direkt auf dem Schulterblatt, auf dem Oberarm, zu dicht hinter den Ellbogen oder über den Weichteilen im Lendenbereich liegen.
Das Geschirr sollte auch unter Zug nicht so verrutschen können, dass es den Hund behindert.
Ein zu weites Geschirr labbert beim Laufen, ermöglicht ein Herauswinden des Hundes und kann bei Hundespielen gefährlich werden, wenn ein anderer Hund mit der Pfote in einer losen Geschirrschlinge hängen bleibt (Hunde sollten beim wilden Freispiel mit anderen Hunden aus diesem Grund eh besser ausgezogen werden).
Das Geschirr sollte dennoch weit genug sitzen, um nirgends einzuschneiden. Ein zu enges Geschirr ist natürlich unbequem, man sollte rundum noch ohne rohe Gewalt eine Hand unter die Gurte schieben zu können.
Will man ein „mitwachsendes“ Geschirr für Welpen sind Einstellmöglichkeiten wichtiger als beim Kauf für einen erwachsenen Hund, der sich körperlich nicht mehr wirklich verändert.Beachte beim Kauf eines Brustgeschirrs bitte die jeweilige Messanleitung des Herstellers.
Atmungsfreiheit
Der Hund sollte frei atmen können. Dafür darf kein Gurt über dem Hals des Hundes liegen oder unter Zug dorthin rutschen können.
Im Brustbereich sollte Auflagepunkt des Geschirrs möglichst über dem höchsten Punkt des Brustbeins liegen und so breit sein, dass sich einwirkende Kräfte (Zerren!) verteilen.Das ist speziell wichtig für Hunde mit Atemnot (z.B. plattnasigen Hunderassen), Hunde mit Problemen im Halsbereich (z.B. Trachealkollaps) und Hunde, die gewollt oder ungewollt an der Leine zerren.
Man sollte darauf achten, dass Gurtschieber auch beim Laufen in ihrer Position bleiben und das Geschirr während dem Spaziergang nicht plötzlich weiter und weiter wird. Wenn man nicht mehr vor hat die Geschirrweite zu ändern, kann man hier zur Not nachträglich einmal kurz über solche Stellen drüber nähen, um ein Verrutschen in Zukunft zu verhindern.
Gurtbänder
Alle Gurtbänder sollte fest miteinander vernäht oder fixierbar sein.
Ein herumrutschen von losem Gurtband irritiert den Hund, dient aber keinem Zweck.
Breites und gepolstertes Gurtband verteilt Kräfte besser als dünnes Gurtband. Zu dünnes Gurtband schneidet schnell ein. Die Gurtbreite muss aber zum Hund passen. An einem Chihuahua kann man eben nur begrenzt Material anbringen.
Polsterung
Viele Hundegeschirre aus Nylon sind ungepolstert. Hier sollte man darauf achten, dass Schließ- und Verstellschnallen und sonstige Plastik- und Metallteile sowie Nähte nicht an empfindlichen Stellen wie Knochen oder Hautfalten liegen. Ein Metallring, der bei jedem Schritt die Brust einschnürt oder hinten auf die Wirbelsäule klackert, bringt dem Hund keine Freude.
Und auch beim Verschließen des Geschirrs sollte man nicht versehentlich Haut du Fell mit einquetschen können.Man sollte auch bedenken, dass der Hund in seinem Geschirr ja nicht nur stehen und gehen soll. Auch ein Herumrollen im Gras sollte möglich sein, ohne dass der Hund dabei von lauter Plastikteilen ins Kreuz gepiekst wird.
Polsterung sorgt aber nicht nur dafür, dass der Hund vor solchen Problemstellen geschützt wird. Insbesondere im Brustbereich kann eine Brustplatte für einen bequemeren Sitz unter Zug sorgen und hier zusätzlich einwirkende Kräfte abpuffern.Mehr ist aber nicht unbedingt besser! Im Sommer kann es unter einer zu dollen Polsterung zu warm werden.
Eine zu breite Polsterung entlang des Brustbeins kann für schmal gebaute unbequem sein. Und bei kleinen aktiven Hunden muss man damit rechnen, dass ein rundum gepolstertes Geschirr am Unterbauch jedes Mal vor Dreck starrt.
Es gibt Gurtpolster speziell für Hundegeschirre übrigens auch separat zu kaufen, mit denen man viele Geschirrmodelle nachträglich upgraden kann.
Qualität der Materialien
Die Qualität der Materialien sollte leicht, schnell trocknende, bequem, maschinenwaschbar, aber dennoch widerstandsfähig sein.
Es gibt Geschirre aus Leder, diese sind allerdings für die meisten Hunde zu starr und schwer. Wenn man dennoch ein Hundegeschirr aus Leder möchte, sollte man eines aus „Fettleder“ verwende. Das ist im Vergleich zu unbehandeltem Leder weicher und strapazierfähiger und hat weniger harte Kanten.
Die meisten Geschirre sind aus einlagigem Nylongurten genäht. Bei Geschirren mit Zierborte sollten an der Innenseite keine Nähte oder überschüssigen Fäden überstehen. Bei Hunden mit empfindlicher Haut und bei Hunden mit langen Haaren kann man erst nach einer Weile sehen, ob sich Scheuerstellen oder verfilzte Stellen bilden. Wenn ja, sollte das Geschirr gegen ein besseres Modell ausgetauscht werden.
Und auch bei der Polsterung sollte man aufs Material achten. Leder und Neopren tragen bei kleinen Geschirren oft zu dick auf. Am besten sind mehrlagige Polster mit Fleece, Softshell, Mikrofaser oder anderen Geweben, die innen weich und außen strapazierfähig sind.
Verschlüsse und Steckschnallen
Die Qualität der Einzelteile wie Steckschnallen und Anleinringe sollte einen robusten Eindruck machen und nicht unter Zug aufgehen.
Verschlußschnallen sollten hörbar einrasten, bei manchen Geschirren gibt es zusätzliche Schieberegler an den Schnallen, die ein versehentliches Öffnen verhindern (wichtig für ängstliche Hunde, die dazu neigen in Panik davon zu laufen).
Die Größe dieser Zubehörteile sollte dem Hund angemessen sein. Der Karabiner der Leine sollte problemlos durch den Anleinring passen und insbesondere die Metallringe sollten nicht zu schwer und aus rostfreiem Material sein. Messing und Edelstahl. Bei Hunden mit bekannten Kontaktallergien muss man eventuell auf Metall ausweichen, mit dem der Hund klar kommt.
Der Hund muss das Geschirr gut finden!
Klar, auch unser ästhetisches Empfinden spielt bei der Geschirrwahl eine Rolle. Es gibt Webbänder und Stoffe in zig Farbkombinationen, die wir an unserem Hund „meh“ oder „entzückend“ finden. Aber ein Geschirr ist schlussendlich Funktionskleidung, das letzte Wort sollte also immer der Hund haben.
Das Modell des Hundegeschirrs entscheidet darüber, an welchen Stellen die größte Belastung auf den Hund wirkt und inwieweit unser Hund durch das Brustgeschirr in seiner Bewegung eingeschränkt wird.
Warum eine gute Passform so wichtig ist
Eine gute Passform für den individuellen Hund ist ganz wichtig beim Kauf eines Hundegeschirrs.
Denn beim Ziehen an der Leine werden immer Kräfte auf den Hundekörper ausgeübt.
Gehen an lockerer Leine und Freilauf sind schonender für den Hundekörper als Ziehen und Zerren an egal welchem Geschirrtyp. Willst Du die Belastungen auf den Hundekörper minimieren, dann sollte langfristig Leinenlauf-Training die höchste Priorität haben.
Aber natürlich ist An-lockerer-Leine-Gehen nicht immer einfach so umzusetzen und es gibt ja auch Situationen im Hundeleben, in denen der Hund mehr oder weniger heftig an der Leine ziehen soll (Canicross, Zughundesport, Mantrailing, Gassi an der Ausziehleine, …).
Schrittlänge und Schulterfreiheit
Verschiedene Hunderassen unterscheiden sich in ihrer maximalen Schrittlänge.
Auch bei uns begrenzen die Gelenke, in welche Richtung und wie weit wir welche Gliedmaße bewegen können (probier mal, ob Deine Ellbogen sich hinter dem Rücken berühren können).
Das Schultergelenk des Hundes ist ein Kugelgelenk, das Schulterblatt und Oberarm verbindet.
Der Spielraum des Vorderbeins (also die absolut maximal mögliche Schrittlänge) beim Hund wird hauptsächlich von dem Winkel zwischen Oberarm und Schulterblatt bestimmt.
Viele Terrier haben z.B. eine deutlich „steilere Front“ und tippeln mit einer kürzeren Schrittlänge durchs Leben als die meisten Retriever oder Hütehunde.
Ein Geschirr, das vorne auf dem Oberarm oder seitlich auf das Schulterblatt drückt, engt die Schrittweite des Hundes ein.
Achte also beim Kauf eines Geschirrs für Deinen Hund auch darauf, dass die Schultern auch unter Zug nicht abgeklemmt werden oder die Riemen im Brustbereich auf die Oberarme des Hundes rutschen.
Ein Hund sollte auch im Brustgeschirr seine normale Schrittlängen gehen können.
Bei der Mehrheit aller Hunde sitzen Norweger- und Sattelgeschirre genau an den ungünstigen Stellen. Ein normales Führgeschirr wäre hier deutlich angenehmer zu tragen.
In diesem Videobeispiel kannst Du sehen, dass die maximale Schrittlänge und Bewegungsfreiheit des Hundes dadurch beeinflusst wird, welcher Geschirrtyp getragen wird und ob der Hund zieht.
Verglichen werden Freilauf, ein gut sitzendes Führgeschirr, ein zu enges Norweger-Geschirr und ein locker sitzendes Norweger-Geschirr.
Auch fürs ungeübte Auge sofort auffällig sind die Einschränkungen im Spielraum der Schulterbewegungen und die gezwungen höhere Kopfhaltung durch den ungünstigen Sitz von Norweger-Geschirren, bei denen der Brustgurt quer über den Schultern liegt:
Kraftverteilung im Brustbereich
Wenn der Hund an der Leine zieht, wirken genau die Kräfte, die Dir in der Schulter beim Festhalten der „Bestie“ so weh tun, umgekehrt auch auf die Front Deines Hundes.
Sitzt das Geschirr zu weit oben am Hals, schnürt das die Atemwege des Hundes ein. Dann kann man auch gleich ein Halsband anziehen.
Im Idealfall liegt das „Y“, an dem die Halsöffnung in den Bauchgurt übergeht, auf dem vorderen Ende des Brustbeins. Das Brustbein ist beim sitzenden Hund sehr leicht etwa auf Höhe des Schultergelenks tastbar.
Eine große Auflagefläche sorgt dafür, dass die einwirkenden Kräfte besser über die Brust verteilt werden.
Das wird am besten mit einer großen gepolsterten Brustplatte vorn am Führgeschirr erreicht.
Das ist vor allem relevant für Hunde, die an der Leine ziehen (sollen).
Eine kleinere Auflagefläche sorgt nicht dafür, dass Dein Hund weniger zieht oder „nicht so viel Kraft entwickeln kann“, sondern einfach nur dafür, dass das Geschirr vorne punktgenauer drückt.
Guter Sitz am Bauch
Ein Hundegeschirr muss auch im Bauchbereich gut sitzen.
Brust- und Rückensteg müssen lang genug sein, damit der Bauchgurt etwa eine Handbreit hinter den Ellbogen liegt.
Viele Geschirre liegen hier zu nah an den Achseln oder direkt in der Achselfalte. Das scheuert und schneidet beim laufen ein. Der Hund muss sich ohne Schmerzen zu befürchten setzen können.
Sind die Gurte hingegen zu lang, dann liegt der Bauchgurt nicht mehr auf dem Rippenkasten auf und schnürt stattdessen die Weichteile ein.
Der Rippenkasten ist leicht zu ertasten (wenn das nicht geht, ist Dein Hund zu dick!):
Im Idealfall liegt der Bauchgurt auf den hinteren Rippen!
Welche Hunde sollten ein Brustgeschirr tragen?
Meiner Meinung nach sollte im Idealfall jeder Hund es gewohnt sein entspannt sowohl am Halsband als auch am Hundegeschirr zu laufen.
Es gibt zig gute Gründe den Hund auch an ein Halsband zu gewöhnen. Verletzungen oder OP-Wunden können z.B. so gelegen sein, dass der Hund kein Geschirr tragen an. In den meisten Hundesportarten besteht Halsbandpflicht. Der Hund trägt einen Wintermantel, der nicht unters oder übers Hundegeschirr passt. Usw.
Es gibt aber natürlich ein paar Situationen, in denen der Hund nur am Geschirr geführt werden sollte:
- Hunde, die dauerhaft an der Leine zerren
Das bedarf eigentlich keiner Erklärung. Zieht ein Hund an der Leine, rutschen auch locker sitzende Halsbänder direkt auf den Kehlkopf des Hundes und schnüren diesen ein. Das quetscht auf Dauer die Atemwege und sorgt dafür, dass der Hund die ganze Zeit mit der Brust-, Schulter- und Halsmuskulatur gegen den Zug halten muss.
Hunde schonen sich hier nicht und gerade harsche Erziehungsmethoden oder „Erziehungshalsbänder“, die ohne Plan eingesetzt werden, sorgen meist noch zusätzlich für eine „Flucht nach vorn“. Wenn wir also hinnehmen, dass der Hund an der Leine zieht, sollten wir ihn nicht am Halsband anleinen.
Das gilt übrigens auch für Trödler und alte Hund, die unser Tempo manchmal nicht halten können und dann hinter uns in der Leine hängen.
- Hunde mit Atemschwierigkeiten
Dazu zählen viele Vertreter der plattnasigen Hunderassen, aber auch herzkranke Hunde, Hunde mit Husten und Hunde mit krankhaften Veränderungen im Halsbereich.
- Hunde an der Rollleine
Ja, ja, Rolleinen sind „böse“. Aber sie sind halt auch praktisch. Führt man seinen Hund an einer Ausziehleine aus, sollte er aber unbedingt ein Geschirr anhaben.
- Hunde im Training
Viele Methoden, mit denen man einem Hund beibringt ordentlich an der Leine zu gehen, sind mit Richtungswechseln oder abrupten Stopps verbunden.
Damit der Hund im Training nicht permanent ins Leinenende crasht, sollte er hier ein Geschirr tragen.
Speziell Hunde an der Schleppleine müssen ganz unbedingt ein Hundegeschirr tragen!
Wenn der Hund z.B. auf Hasenjagd mit zig km/h ins Ende einer 10-Meter-Leine donnert, kann das gefährlich oder sogar lebensbedrohlich enden.
- Hunde während Sport und Hobby
Sei es Zughundesport, Suchhundearbeit oder hobbymäßiges Radfahren oder Joggen mit angeleintem Hund: Wer an der Leine ziehen soll, trägt dabei ein Geschirr.
Ausgenommen natürlich Sportarten, bei denen der Hund am besten gar nichts trägt wie Agility, Obedience, etc.
- Ausbruchskünstler
Hunde, die zu Panik und Fluchtreaktionen neigen, sollten immer ein Sicherheitsgeschirr tragen.
Auch um zu verhindern, dass sie überhaupt erst lernen, dass Flucht aus dem Geschirr eine Option darstellt.Auch beim Gassigänger oder Hundesitter sollte der Hund natürlich ein Geschirr tragen, aus dem er sich nicht selbst befreien kann.
- Hunde mit orthopädischen Problemen
Hunde, die gelegentlich Unterstützung im Alltag brauchen, sollten ein gut sitzendes Geschirr bzw. eine Tragehilfe anhaben. So kann man ihnen beim Treppen steigen und bei kleinen Sprüngen zur Hand Pfote gehen.
- Welpen und Junghunde
Junge Hunde können noch nicht ordentlich an der Leine gehen und müssen das erst lernen. Sie sind neugierig auf ihre Umwelt und sollen diese auch angeleint möglichst frei erkunden können.
Außerdem sind sie noch mitten im Wachstum und ihr Körper ist besonders empfindlich. Welpen sollten auch lernen ein Halsband zu akzeptieren. Hier ist ein Geschirr in vielen Situationen die bessere Lösung im Alltag.
- Hunde, die auf dem Rücksitz im Auto transportiert werden
Hier geht es nicht darum, ob das die sicherste Transportweise für Hund und Halter ist. Macht man es trotzdem, sollte der Hund natürlich am Geschirr angeleint werden, um nicht bei jedem Bremsmanöver ins Halsband zu rauschen.
- Hunde, die Halsbänder blöd finden
Wenn der Hund eine klare Vorliebe für Geschirre hat, warum ihn dann mit einem Halsband traktieren?
Was tun, wenn der Hund kein Geschirr tragen will?
Viele Hunde finden es höchst suspekt, wenn wir mit einem unbekannten Kleidungsstück in der Hand da stehen.
Manche Hunde mögen einfach gar nicht angezogen werden, andere haben schlechte Erinnerungen an die letzte „Kostümparty“. Sie stehen ganz arm und wurstig im Flur, zeigen dabei deutliches Unwohlsein (beschwichtigendes Wedeln, züngeln, gähnen, zittern,…), kommen auf unser Rufen nur zögerlich, fliehen direkt beim Anblick des Geschirrs oder Werfen sich beim Anziehen auf den Rücken.
Wir nehmen das viel zu oft als gegeben hin, dass unser Hund sein Geschirr oder Halsband zu akzeptieren hat. Dass Hundekleidung aber nichts Natürliches ist und dieses naive Zutrauen an die Gutgläubigkeit unserer Hunde in der Realität oft daneben geht, zeigen zig Suchanfragen im Internet, die sich sinngemäß damit beschäftigen, dass der Hund „sein Geschirr nicht anziehen möchte“.
Dabei kann es so einfach sein dem Hund sein Brustgeschirr schmackhaft zu verkaufen. Man muss sich nur die Zeit nehmen.
Lass Deinem Hund Zeit
Stülpt man dem Hund sein Geschirr einfach hektisch über und merkt dann erst, dass er das blöd fand, hat man schon den Grundstein für eine vergiftete Beziehung des Hundes zu seinem Geschirr gelegt.
Gib deinem Hund Zeit sich das neue Geschirr erstmal in Ruhe anzusehen und es abzuschnüffeln.
Auch nach der Anprobe sollte der Hund Zeit bekommen das ungewohnte Tragegefühl hinnehmen zu lernen. Wenn er also die Beine erstmal extra hoch reißt beim Laufen oder wie ein wilder an den Möbeln rumschrabbt, um das Geschirr abzustreifen, dann lach ihn nicht aus oder reagiere erbost. Sag ihm lieber, dass alles ok ist, streichel ihn ein bißchen und lenk ihn ab. Was auch immer ihm gute Gefühle macht.
Entschärfe die Anzieh-Situation
Die meisten von uns ziehen ein Geschirr intuitiv von vorne her an. Wir stülpen dem Hund die Halsöffnung über den Kopf, beugen uns frontal über den Hund und heben vielleicht sogar seine Pfoten gegen seinen Willen an.
Bei vielen Hunden entschärft es die Anziehsituation schon deutlich, wenn man das Geschirr seitlich anzieht und sich dabei zum Hund kniet statt sich bedrohlich über ihn zu beugen.
Manche Hunde finden auch schlichtweg das Geklimper und Gelabber der losen Gurtbänder und Hundemarken unangenehm. Hier kann es schon helfen, wenn man das Geschirr beim Anziehen ein bißchen aufwickelt und fest hält, um das Geschlacker von Einzelteilen zu minimieren.
Hunde, denen das Anziehen unangenehm ist, hilft man, wenn man einem festen Ritual folgt und berechenbar bleibt. Dem Hund auflauern oder ihn mit dem verhassten Geschirr „überraschen“, bevor er sich verkrümeln kann, sorgt nicht gerade für Vertrauen und ist nicht der weg, mit dem man das Problem löst.
Das Gute-Gefühle-Konto aufladen
Hunde müssen auch für medizinische Untersuchungen oder Fell- und Krallenpflege lernen gewisse Manipulationen zu ertragen.
Am besten gelingt das, wenn man ihnen eine Wahl im Training lässt.
Denk mal nach, Zootiere lassen sich mit auf Freiwilligkeit basierten Trainingsmethoden Blut abnehmen, dann schafft man es auch seinem eigenen Hund ohne Zwang ein Geschirr anzuziehen, oder?
Insgesamt sollte man die Anzieh-Situation mit so positiven Gefühlen verbinden, dass der Hund kleine Unannehmlichkeiten hier und da als wenig dramatisch wahrnimmt. Füttere am besten für eine Weile jeden kleinen Schritt mit dem neuen Geschirr.
Geschirr anschauen-Keks. Geschirr abgeschnüffelt-Keks. Kopf drin-Keks. Bein drin-Keks. Anderes Bein drin-Keks. Verschluss zu-Keks. Anleinen-Keks.
Für Hunde, die schon verkorkst sind, kann man erstmal nur ne ganze lange Weile das Geschirr mehrmals am Tag vom Haken nehmen es im Flur (oder halt da, wo Deine Hundegarderobe steht) auf die Erde legen und dann passiert ein Keksregen und sonst nix. Das kann man Tag für Tag ganz langsam und schrittweise ausbauen (Geschirr bewegen, näher am Hund,…), wenn der Hund entspannt bleibt.
Mach einen Trick draus
Hunden, denen Shaping bekannt ist, kann man das Anziehen eines Hundegeschirrs als Trick verkaufen und sie sogar sinnvoll mithelfen lassen.
Leg z.B. mal das Geschirr auf den Boden und lobe und belohne, wenn Dein Hund es mit Pfote oder Maul berührt. Das nimmt die Angst vor der „Gurtschlange“.
Bring Deinem Hund bei seinen Kopf durch Öffnungen zu stecken und ihn selbst wieder raus zu nehmen. Das ganz kann man generalisieren bis der Hund das auch ganz selbstverständlich an der Geschirröffnung macht.
Lass Deinen Hund sitzen und lobe und belohne ihn dafür, dass Du ihn mit einem Stück Stoff oder einem Taschentuch berühren kannst.
Lass Deinen Hund die „Pfote geben“ beim Geschirr anziehen, dann musst Du nicht mehr an ihm rum manipulieren.
Bei Step-In-Geschirren kannst Du ihm beibringen selbtsständig in die Öffnungen zu steigen, wenn das Geschirr flach auf die Erde gelegt wird.
Medizinische Ursachen und Fremdkörper ausschließen
Wenn ein Hund, der sein Geschirr bislang problemlos getragen hat, ganz plötzlich anfängt ängstlich auf das Anziehen zu reagieren, ist das auffällig. Hier sollte man Ursachenforschung betreiben.
Verursacht das Geschirr dem Hund neuerdings Schmerzen?
Dabei muss es nicht nur um Erkrankungen und Verletzungen gehen. Schon eine kleine Entzündung, ein Zeckenbiss oder ein Fremdkörper (Grasgranne, Steinchen,..) im Hundefell oder im Geschirr kann dazu führen, dass der Hund das Anziehen mit Schmerzen verbindet.
Zusammenfassung
Egal, für welchen zweck Du ein Hundegeschirr kaufst: Achte auf angemessene Materialien und hochwertige Verarbeitung genau so wie auf die optimale Passform:
- Der Bauchriemen sollte mindestens 4 cm hinter den Ellbogen, aber nicht zu weit hinten auf den Weichteilen liegen. Ideal ist ein Sitz auf den hinteren Rippen.
- Der Brustriemen sollte vorn auf dem höchsten Punkt des Brustbeins aufliegen.
- Bei stark ziehenden Hunden muss man besonders auf Polsterung und Atmungsfreiheit achten, damit nix abgequetscht wird..
- Ein normales Führgeschirr mit ergonomischer Halsöffnung ist für die meisten Hunde idealer im Alltag als andere Geschirrvarianten.
- Es gibt für fast jedes Bedürfnis einen idealen Geschirrtyp.
Es würde mich sehr freuen, wenn Du diesen Beitrag teilst.
[shariff]
Denn viele Leute ziehen völlig unbedacht ein Geschirr an und denken sich „passt“. Dabei ist ein beliebiges schlecht sitzendes Hundegeschirr manchmal gar nicht unbedingt viel so viel „gesünder und schonender“ als ein Halsband.
1 Gedanke zu „Das optimale Hundegeschirr: Auf was Du achten musst“
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