Kuvasz

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Der Kuvasz ist ein großer ungarischer Hirtenhund, der heute vor allem als Hof- und Wachhund gehalten wird. Will man den besonnenen und souveränen Kuvasz als Begleithund halten, sollte man Hundeerfahrung mitbringen und mit Herdenschutzhunden vertraut sein.

Steckbrief:
Kuvasz

Der Kuvasz ist weltweit der bekannteste der ungarischen Hüte- und Hirtenhunde.

Größe
 66-70 cm
♂ 71-76 cm

Gewicht
 37-50 kg
♂ 48-62 kg

Hundetyp
Hirtenhund

Lebensdauer
10-12 Jahre

Geschichte und Herkunft

Der Kuvasz ist ein Hirtenhund aus Ungarn, er gilt als sehr alte Hunderasse. Denn diese kräftigen großen Vierbeiner wurden schon vor mehreren Jahrhunderte im heutigen Ungarn zum Schutz der Herden vor Raubtieren gezüchtet.

Die Vorfahren des Kuvasz sollen schon vor langer Zeit mit den Magyaren oder anderen nomadischen Völkern und Viehhirten aus asiatischen Steppengebieten ins Karpatenbecken gelangt sein[3].

Im 15. Jahrhundert nutzte man die großen Vierbeiner sogar zur Wolfs- und Bärenjagd an Adelshöfen.

Und unter Herrschaft des Osmanischen Reichs im 16. und 17. Jahrhundert vermischte sich der ungarische Hirtenhund vermutlich mit vorderasiatischen und anatolischen Herdenschutzhunden.

Hungarian Sheepdog ca. 1915[5]

Wie der Kuvasz zu seinem Namen kam, ist heute nicht mehr ganz eindeutig belegt. Vermutlich leitet es sich vom osmanischen kavas (Wachmann, Polizeidiener) ab. Die Mehrzahl von Kuvasz ist übrigens Kuvaszok.

Als großer weißer Hirtenhund sieht der heutige Kuvasz vielen anderen Herdenschutzhunden aus Europa sehr ähnlich. Dazu zählen Pyrenäenberghunde, Tatra-Schäferhunde oder der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund.

Sein nächster Verwandter ist allerdings tatsächlich der Komondor, auch wenn diese beiden Hunderassen vermutlich lange eine getrennte Geschichte hatten[9]. Aber als Hunderassen mit gleicher Funktion in angrenzenden Regionen ist gegenseitiger Genaustausch natürlich nicht unwahrscheinlich.

Als „Komondor“ abgebildet, 1907[6]

Als die großen Herden der ungarischen Puszta im 19. Jahrhundert neuen Anbauflächen weichen mussten, verschwanden auch viele der Hirtenhunde und wurden vermehrt als Hof- und Wachhunde gehalten.

Anfang des 20. Jahrhunderts begann dann schließlich die einheitliche Zucht der ungarischen Hirtenhunde.

Es wurden mehrere Standards veröffentlicht, aber erst nach 1935 einigte man sich auf einfarbig weißes Fell. Denn früher waren diese Herdenschutzhunde auch mal gescheckt und hatten rötliche, schwarze oder graue Platten.

Kuvasz, kupiert 1921[7]

Während des Zweiten Weltkriegs ließen viele Kuvaszok beim Bewachen ihrer Höfe und Familien ihr Leben. Nach dem Krieg wurde die Zucht aus den sehr wenigen verbleibenden Exemplaren neu aufgebaut. Dabei wurden vermutlich auch vereinzelt ähnliche Vierbeiner wie der Pyrenäenberghund eingesetzt.

Seit 1954 ist der Kuvasz bereits durch die FCI anerkannt.

Heute gilt er als souveräner und ruhiger Hofhund, der aber immer noch das typische wachsame und selbstständige Temperament eines Herdenschutzhundes mitbringt. Er ist eine der bekannteren und am weitesten verbreitete der ungarische Hunderassen.

Größe und Aussehen

Mit seiner Schulterhöhe von 66-76 cm ist der Kuvasz je nach Geschlecht eine große bis sehr große Hunderasse. Vor allem Rüden können sehr mächtig werden und erreichen ein Körpergewicht bis etwa 62 kg.

Der Körperbau ist fast so hoch wie lang. Der Rücken ist gerade und der Kuvasz ist insgesamt sehr kräftig gebaut und soll ein gefälliges Erscheinungsbild haben. Über der Lendengegend wird das Haarkleid oft etwas üppiger, so dass die Hunde schon mal hinten überbaut wirken.

Der keilförmige Kopf mit einer breiten Stirn und einer sich verjüngenden Schnauze und straff anliegenden Lefzen unterscheidet den Kuvasz von breiter gebauten Herdenschutzhunden.

Die Augen sind dunkelbraun und mandelförmig. Die Ohren setzen seitlich am Kopf an und haben eine minimal stehende Ohrbasis, an der die großen dreieckigen Hängeohren ansetzen.

Die Rute ist tief angesetzt und wird auch bei Erregung fast nie über den Rücken gebogen. In Ruhe wird sie hängend mit leicht nach oben gebogener Spitze getragen.

Unter dem ziemlich harten gewellten Deckhaar besitzt der Kuvasz eine feine Unterwolle. Gesicht, Ohren und Läufe sind kürzer behaart. Die Rute, die Hosenbeine und auch die Halskrause sind länger, Rüden haben eine deutlichere Mähne.

Nicht unüblich im derben gewellten Fell sind Wirbel, Haarkämme, Haarleisten und abstehende Büschel.

Die Fellfarbe ist weiß bis elfenbeinfarben. Es handelt sich um rezessives Blond in einer sehr hellen Pigmentintensität.

Ganz vereinzelt scheinen die Hunde sogar weißgescheckt zu sein, nur dass man eben den Kontrast von weißblonden Platten auf weißem Fell einfach nicht sehen kann. Sowas macht sich nur bei Taubheit, blauen Augen oder einem nur teilweise pigmentierten Nasenschwamm bemerkbar.

Temperament und Haltung

Der Kuvasz ist grundlegend ein besonnener, unhektischer und freundlicher Vierbeiner mit hoher Reizschwelle.

Das setzt voraus, dass er mit vielen positiven menschlichen Begegnungen aufgezogen wird und Gelegenheit bekommt als junger Hund ganz in Ruhe die Welt beobachten zu dürfen.

Er bringt auch heute noch die Anlagen zum Herdenschutzhund mit und wacht instinktsicher über sein Revier. Er gilt als lebhaft, aber so richtig impulsiv und temperamentvoll ist er i.d.R. nicht.

Ein Haus mit einem eigenen Hof oder Garten gilt als ideal. Denn der Kuvasz fühlt sich am wohlsten, wenn er ein eigenes Grundstück zum bewachen hat. Er ist gern im Freien und hängt auch gern mal seinen eigenen Gedanken nach und möchte sich zurückziehen.

Dazu sollte er Gelegenheit haben, so dass er sich weder in einer engen Stadtwohnung noch in einem zu hektischen Haushalt wohl fühlt.

Als nervenstarker und selbstischerer Wachhund hat der Kuvasz seine Umgebung immer im Auge. Er entscheidet dabei selbstständig, ob sein Eingreifen notwendig ist oder nicht. Das erfordert vom Halter umsichtiges Management im Alltag.

Störenfriede werden laut verwarnt und weder fremde Menschen noch Hunde im eigenen Revier geduldet.

Den eigenen Familienmitgliedern gegenüber verhält sich der Kuvasz sehr geduldig und anhänglich. Er ist menschenbezogen, will aber als typischer Hirtenhund nicht um jeden Preis gefallen. Der Kuvasz ist kein klassischer Schäferhund und wurde nie auf gute Trainierbarkeit gezüchtet.

Man muss also neben Konsequenz und einer klaren Linie auch jede Menge Geduld bei der Erziehung mitbringen. Und auch dann sollte man sich damit anfreunden, dass solche Hunde gerne erstmal nachdenken, bevor sie einer Bitte ihres Halters nachkommen.

Dennoch freuen sich diese Hunde, wenn man etwas mit ihnen macht. Dabei kommen neben einer Begleithundeprüfung als langfristiges Ziel viel eher kleine Tricks und Spiele in Frage, denn der Kuvasz verliert ohne Motivation und Zuspruch von außen schnell mal die Lust am Training.

Im Alltag ist der Kuvasz meist sehr souverän und zeigt sich bei guter Aufzucht wesensfest und gutmütig. Er gilt weder als Raufer noch als Kläffer.

Das kann bei isolierter Haltung oder unbegründeter Härte in der Erziehung allerdings in die andere Richtung kippen, weshalb die Suche nach einem guten und vernünftigen Züchter so wichtig ist.

Das Fell ist zwar weiß, aber gilt durch die derbe Struktur als selbstreinigend und pflegeleicht.

Dreck fällt nach dem Trocknen von allein heraus und wöchentliches Kämmen der langen Fellpartien reicht. Nur im Fellwechsel muss der Kuvasz wie jeder Hund mit Unterwolle täglich ausgebürstet werden.

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe.

Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Der Kuvasz wird als großer Vierbeiner durchschnittlich 10-12 Jahre alt, aber auch 14 Jahre sind keine Seltenheit. Die Hunde gelten als sehr genügsam und anspruchslos.

Es kommen allerdings auch vereinzelt verschiedene Erkrankungen beim Kuvasz vor, u.a.:

  • Hüftgelenksdyslasie
  • Osteochondritis dissecans
  • Erbliche Augenerkrankungen
  • Dermatomyositis
  • Panosteitis
  • Hypertrophe Osteodystrophie
  • Taubheit
  • Kreuzbandrisse

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Kuvasz-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 26 und 111[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 54: Kuvasz (2000). http://www.fci.be/de/nomenclature/KUVASZ-54.html

[2] VDH-Rasseportrait: Kuvasz.

[3] Klub für Ungarische Hirtenhunde e.V.: Kuvasz.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021). https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Walter Esplin Mason (1915): Dogs of all Nations. https://archive.org/details/dogsofallnations00masorich/page/80/mode/1up

[6] Robert Leighton (1907): The New Book of the Dog. https://archive.org/details/newbookofdogcomp00leigrich/page/518/mode/1up

[7] M. von Stephanitz (1921): Der deutsche Schäferhund in Wort und Bildhttps://archive.org/details/derdeutschesc00step/page/72/mode/1up

[8] Ria Hörter (2016): Large Hungarian Sheepdogs (PDF). Abgerufen 12/2021

[9] Parker, Heidi & Dreger, Dayna & Rimbault, Maud & Davis, Brian & Mullen, Alexandra & Carpintero-Ramirez, Gretchen & Ostrander, Elaine. (2017). Genomic Analyses Reveal the Influence of Geographic Origin, Migration, and Hybridization on Modern Dog Breed Development. Cell Reports. 19. 697-708. https://doi.org/10.1016/j.celrep.2017.03.079