Komondor

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Der Komondor ist ein sehr großer und wachsamer Herdenschutzhund aus Ungarn. Heute werden diese unabhängigen und eher ruhigen Vierbeiner vor allem von Hundeausstellern gehalten, da die Pflege der rassetypischen Filzzotten nicht jedermann Sache ist.

Steckbrief:
Komondor

Der Komondor ist ein alter ungarischer Hirtenhund, der als unabhängiger und selbstsicherer Wächter der Viehherden gehalten wurde. Der ungarische Plural ist Komondorok.

Größe
 ab 65 cm
♂ ab 70 cm

Gewicht
 40-50 kg
♂ 50-60 kg

Hundetyp
Hirtenhund

Lebensdauer
10-12 Jahre

Geschichte und Herkunft

Der Komondor ist eine alte ungarische Hirtenhunderasse.

So alt sogar, dass man heute gar nicht mehr so genau weiß, woher der Name des Komondors stammt[3]. Komondor leitet sich aber wahrscheinlich von quman-dur (kumanischer Hund) ab.

Denn seine Vorfahren sollen schon im 13. Jahrhundert nach dem Mongolensturm zusammen mit Viehhirten der mittelasiatischen Kiptschak/Kumanen über den Balkan ins Karpatenbecken eingewandert sein.

Ähnliche Hunde wurden im heutigen Ungarn jedenfalls schon vor langer Zeit als Wach- und Hirtenhunde gehalten.

Der moderne Komondor ist ein Herdenschutzhund ist eng mit dem Kuvasz verwandt[5], auch wenn diese Hunderassen ursprünglich vielleicht auf verschiedenen Wegen entstanden sein könnten. Der Komondor als Hund der Kumanen und der Kuvasz als Hund der Magyaren. Erstmals 1544 wird der ungarische Hirtenhund erstmals schriftlich erwähnt.

Wahrscheinlich entwickelten sich der Kuvasz und der Komondor auch einfach durch klimatische Bedingungen und geographische Trennung in verschiedene Richtungen. Die beiden Hunderasse wurden aber erst mit dem Aufkommen der modernen Hunderassen im 19. Jahrhundert wahrscheinlich erst nach und nach so richtig voneinander getrennt[8].

Komondor 1921[7]

Wie kam es zu der heute so typischen zotteligen Schnürenfrisur?

Ganzjährig draußen lebende Hirtenhunde besitzen viel Unterwolle und werden selten so ausgiebig und liebevoll gekämmt wie unsere Haushunde.

Da ist es ganz normal, dass sich gerade an den Flanken und Schenkeln nach und nach dicke Filzmatten bilden. Diese Frisur mit Filzplatten und dicken Filzbändern wurden Ungarn als nemezes bezeichnet.

Moderne Züchter sahen in diesen Verfilzungen eine absichtliche, charakteristische Eigenschaft, die diese Hunde vor Bissverletzungen und Wind und Wetter schützen sollte. Allerdings erfordert diese Frisur auch viel Pflege und muss künstlich gefördert werden.

Denn die einzelnen Kordeln werden von Hand angelegt. Ohne Eingreifen würden sich durchgehende und wahrscheinlich ziemlich dreckige Filzmatten bilden. Die Frisur mit vielen einzelnen Kordeln wird als zsinoros bezeichnet.

Die heutige Frisur ist aber sicherlich eine stilisierte Übertreibung des ursprünglichen Haarkleids dieser rustikalen Outdoorhunde. Zumal ungarische Viehhirten damals ihre Arbeitshunde wohl auch immer mal wieder kurz frisierten, um sie von den lästigen Matten zu befreien[8].

Ab dem frühen 20. Jahrhundert nutzte man den Komondor auch vermehrt als Wachhund und begann eine planvolle Zucht der ungarischen Hirtenhunde anzugehen.

1954 wurde der Komondor als ungarische Hunderasse durch die FCI anerkannt.

Größe und Aussehen

Hündinnen werden mindestens 65 cm groß, Rüden größer als 70 cm.

Das Gewicht beträgt durch das schwere Fell beim erwachsenen Hund 40-60 kg. Der Komondor ist eine große bis sehr große Hunderasse.

Der Körperbau ist sportlich und quadratisch bis leicht rechteckig, durch die säulenartig behaarten Beine wirken die Hunde massiver als sie es eigentlich sind. Der Fang ist etwas verkürzt und die Ohren hängen unter dem dichten haar seitlich am Kopf.

Das Fell ist beim Komondor eigentlich mittellang und wächst nur etwa bis 9 cm Länge. Beim Fellwechsel filzt altes Haar ein und verbindet sich mit der nachwachsenden Unterwolle.

So entsteht die heute typische Zottenfrisur aus daumendicken Zotten mit viel Wollfett, die beim Junghund von Hand modelliert werden und dann von alleine weiterfilzen. Es dauert 3-4 Jahre bis der Komondor durch andauernde Verfilzung seine gewünschte Frisur erhält.

Die Hunde sind rundherum behaart, haben eine lang behaarte Rute sowie Kopf- und Barthaar. In der Lendengegend und an den Hinterschenkeln werden die Zotten am längsten, an den Flanken belässt man sie mittellang und am Kopf und an den Gliedmaßen sollen die Zotten kürzer bleiben.

Die einzig zulässige Fellfarbe ist einfarbig weiß, altes Zotthaar wird zunehmend elfenbeinfarben. Vermutlich handelt es sich um rezessives Weißblond, nur eben mit sehr heller Pigmentfarbe.

Die heute als typisch angesehene Schnürenfrisur erfordert allerdings viel Pflege und behindert die Hunde durchaus im Alltag. Bei ausgewachsenen Hunden mit bereits 20-30 cm langen Schnüren wiegt das Haarkleid allein manchmal absurde 15-20 kg!

Zum Beispiel brauchen einmal nasse Dreadlocks tagelang zum trocknen, die Filzplatten sind schlecht belüftet und verringern die Hitzetoleranz, die Zotten baumeln beim rennen störend hin und her und können u.U. arg müffeln, wenn der Hund zu oft gebadet werden muss.

Temperament und Haltung

Als Herdenschutzhund entscheidet der Komondor gern selbstständig und ist daher nicht mit einem leichtführigen Schäferhund zu verwechseln. Stattdessen wurde der Komondor dafür gezüchtet auch ohne menschliche Anleitung unabhängig zu agieren und sein Revier und seine Schützlinge zu verteidigen.

Diese Hunde besitzen wenig Will to Please und brauchen eine vorausschauendes Management im Alltag und eine konsequente Erziehung. Sie können zu zuverlässigen und kooperativen Begleithunden erzogen werden, halten aber wenig von Training und Kunststückchen und langweilen sich schnell.

Für die Wohnungshaltung ist der Komondor nicht geeignet. Denn solche Hunde wünschen sich durch ihr angeborenes Territorialverhalten ein eigenes eingezäuntes Grundstück, über das sie wachen können.

Vor allem nachts möchte der Komondor manchmal nochmal an den Grenzen seines Reichs patrouillieren gehen.

Junghund

Diese Vierbeiner gelten als rundum besonnen und ausgeglichen, sie haben ein geringes bis moderates Energieniveau. Es kann sogar passieren, dass die Hunde sich beim Spaziergang auf den Weg legen und ein Päuschen einlegen wollen.

Der Komondor ist ein Spätentwickler und profitiert von einer Aufzucht und Sozialisierung mit viel positivem Menschenkontakt.

Denn ihm Bekannte Personen und vor allem seiner Familie ist er sehr zugetan bis liebevoll verbunden. Ihm Fremde behält er lieber prüfend im Auge und bleibt oft lieber etwas distanziert, ist dabei aber nicht immer ganz so abwehrend oder unnahbar wie andere Hirtenhunde.

Dabei denkt der souveräne Komondor unabhängig und gilt als zuverlässiger und entschlossener Wachhund mit Verteidigungsbereitschaft im Ernstfall.

Diese großen und selbstbewussten Hunde brauchen einen erfahrenen Hundehalter, der seinen Hirtenhund richtig einschätzen kann. Zumal man ja bei einem Komondor mit Zottenfrisur nur wenig Körpersprache oder gar Mimik erahnen kann.

Die Zottenfrisur muss regelmäßig von Hand gereinigt werden.

Es bleibt zwar nicht viel Dreck am Hund hängen, aber Sand und Erde müssen mit einem Handtuch herausgerieben werden.

Und das sehr leicht filzende Haar sorgt dafür, dass auch am Fang, im Gehörgang oder zwischen den Ballen alles schnell einfilzt und sehr regelmäßig freigeschnitten und freigezupft werden muss. Dafür haart der Komondor immerhin nicht.

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe.

Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Der Komondor gilt als robuste und gesunde Hunderasse. Trotz seiner Größe ist er sehr langlebig und ein gesunder Komondor kann auch 13 Jahre und älter werden.

Unter anderem folgende Erkrankungen sind beim Komondor bekannt:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Ellenbogengelenksdysplasie
  • Entropium
  • Erbliche Augenerkrankungen
  • Imerslund-Gräsbeck-Syndrom (IGS)[6]
  • Magendrehung

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Komondor-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 0 und 34[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 53: Komondor (2000). http://www.fci.be/de/nomenclature/KOMONDOR-53.html

[2] VDH-Rasseportrait: Komondor.

[3] Klub für Ungarische Hirtenhunde e.V.: Komondor.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021). https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Parker, Heidi & Dreger, Dayna & Rimbault, Maud & Davis, Brian & Mullen, Alexandra & Carpintero-Ramirez, Gretchen & Ostrander, Elaine. (2017). Genomic Analyses Reveal the Influence of Geographic Origin, Migration, and Hybridization on Modern Dog Breed Development. Cell Reports. 19. 697-708. https://doi.org/10.1016/j.celrep.2017.03.079

[6] Fyfe, J.C., Hemker, S.L., Frampton, A. et al. Inherited selective cobalamin malabsorption in Komondor dogs associated with a CUBN splice site variant. BMC Vet Res 14, 418 (2018). https://doi.org/10.1186/s12917-018-1752-1

[7] M. von Stephanitz (1921): Der deutsche Schäferhund in Wort und Bildhttps://archive.org/details/derdeutschesc00step/page/71/mode/1up

[8] Ria Hörter (2016): Large Hungarian Sheepdogs (PDF). Abgerufen 12/2021