Bergamasker Hirtenhund

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Der Bergamasker Hirtenhund ist ein mittelgroßer Hütehund aus Norditalien. Seine ursprüngliche Aufgabe war die Arbeit als Hirtenhund an Schafherden. Heute kennt man den wuscheligen Hund mit den Filzzotten vor allem als unkomplizierten und gelehreigen Begleit- und Familienhund.

Steckbrief:
Bergamasker Hirtenhund

Die Bergamasker Hirtenhunde gelten als italienische Hunderasse, die man vor allem an ihrer ungewöhnlichen Frisur erkennt.

Größe
 54-58 cm, ♂  58-62 cm

Gewicht
 26-32 kg, ♂  32-38 kg

Hundetyp
Hirtenhund

Lebensdauer
13-15 Jahre

Geschichte und Herkunft

Die genaue Herkunft des Bergamasker Hirtenhundes ist unklar. Seine Vorfahren sollen schon vor langer Zeit von Asien aus nach Italien gelangt sein[3] (aber das trifft auf die meisten unserer Hunde zu).

Der Bergamasker ist eine ursprüngliche und uralte Rasse, die vor ca. 2000 Jahren durch phönizische und römische Soldaten aus dem asiatischen Raum nach Italien gelangt ist. 

Benannt ist der Bergamasker Hirtenhund nach der Provinz Bergamo in der Lombardei.

Hunde dieses Typs werden schon seit der Antike zum hüten von Schafen und für allerhand andere Aufgaben vor allem in der der norditalienischen Weidewirtschaft des Voralpenraums eingesetzt[6,7].

In manchen Beschreibungen wird er als Herdenschutzhund beschrieben, aber vermutlich wurde er als vielseitiger Arbeitshund als „Mädchen für alles“ gehalten. Seine Aufgabengebiete umfassten also vermutlich neben dem treiben und lenken der Viehherde auch ihre Bewachung.

Italian Sheepdog 1915[8]

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden vereinzelt Vertreter dieser Hunderasse auf Ausstellungen gezeigt und ins italienische Zuchtbuch eingetragen[7].

Eine genetische Untersuchung aus dem Jahr 2018 kam zu dem Ergebnis, dass sich der Bergamasker womöglich Ahnen mit anderen europäischen Hunderassen teilt (Briard, Berner Sennenhund, Leonberger, Boxer und die italienischen Landrassen Lupino del Gigante und Cane Paratore). Das legt nahe, dass bei der Entstehung dieser Hunderasse hier und da auch andere Hundetypen eingekreuzt wurden, wenn diese z.B. gewünschte Merkmale einbringen konnten.

Bergamasker Schäferhund um 1921[10]

1949 wurde in Italien von Liebhabern ein Zuchtclub gegründet, die Associazione Amatori del Cane da Pastore Bergamasco.

Und seit 1956 ist der Cane da Pastore Bergamasco als Hunderasse auch durch die FCI anerkannt.

Bergamasker und ihre Mischlinge werden noch heute vereinzelt in Italien zum hüten eingesetzt. Durch ihre Wachsamkeit und Bellfreude werden sie auch als Wach- und Hofhunde gehalten[6].

Selbst in ihrer Heimat gelten sie jedoch als sehr selten, die jährlichen Welpenzahlen schwanken um die 100. Es handelt sich um eine im Bestand gefährdete Haustierrasse.

Größe und Aussehen

Bergamasker Hirtenhunde sind mittelgroß und habe eine Schulterhöhe von etwa 54-62 cm.

Unter dem dichten Pelz findet man einen quadratischen, kräftigen und sehr funktionalen Körperbau.

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Die Fellfarben reichen von Grau über Rötlich zu Schwarz. Fleckige Schattierungen kommen einerseits durch die Frisur zustande, aber auch Merle kommt bei diesen Hunden vor.

Das Fell des Bergamasker Hirtenhundes durchläuft keinen saisonalen Fellwechsel.

Das weiche Haar filzt ohne regelmäßige Pflege von selbst zu dichten Zotten ein, beginnend etwa ab dem 12. bis 15. Lebensmonat. Bis die Frisur fertig ist, vergehen aber mehrere Jahre[9].

Diese rustikale Look wird heute als authentisches Merkmal und Schutz vor Wind und Wetter und natürlicher Schutzmantel interpretiert[1,7].

In der Realität bleiben allerdings durchaus mal allerhand Blätter und Zweige im langen Fell hängen. Und große Filzplatten saugen sich natürlich bei Starkregen mit Wasser voll und brauchen lange, um zu trocknen[2].

Vermutlich kam diese ungewöhnliche Frisur aber zunächst ganz ohne Nutzen einfach durch mangelnde Fellpflege bei den hart arbeitenden Hütehunden zustande. Und erst nachträglich fixierte man die Haarpracht dann als typisches Merkmal schriftlich im Standard und selektierte auf die entsprechende Felltextur. Wer weiß.

An der Brust ist das Fell härter und verfilzt weniger. Und oben auf dem Kopf ist es ohnehin recht kurz.

Bei Showhunden kommt man wohl nur bedingt um eine rassetypische Frisur herum. Bei einem Familienhund steht einem natürlich frei die Zotten etwas pflegeleichter und kürzer zu halten ohne gleich ganz auf den typischen Look zu verzichten.

Temperament und Haltung

Durch ihre Vergangenheit als Hütehunde gelten sie als sehr kooperativ, lernwillig und leichtführig.

Denn Intelligenz, Führigkeit und die Fähigkeit zuzuhören sind wichtige Eigenschaften solcher Arbeitshunde.

Dennoch hinterfragen diese eigenständigen Hunde auch manche Entscheidung und haben durchaus auch mal eine eigene Meinung.

Sie sind unternehmungslustig, wissen ihre Kräfte aber gut einzuteilen.

Das macht sie etwas weniger impulsiv als so manchen anderen Hütehund. Dennoch brauchen Bergamasker viel Bewegung und möchten eine Aufgabe bekommen.

Als Familienhunde gelten sie als sehr geduldig, stressresistent, anpassungsfähig, unkompliziert und charmant[3].

Bergamasker sind menschenbezogen, gutmütig und umgänglich, aber manchmal ein bißchen reserviert und zurückhaltend Fremden gegenüber, was ja nicht immer ganz verkehrt ist.

Das Haarkleid mit den Plattenkordeln des Bergamasker Hütehundes entwickelt sich mit der Zeit von selbst. Soll der Hund lange Filzkordeln tragen, kann der Züchter Tipps und Tricks zur optimalen Pflege dieser ungewöhnlichen Frisur geben[3].

Insgesamt beschreiben Liebhaber die Filzfrisur als ziemlich pflegeleicht, wenn sie einmal voll etabliert ist[9].

Bild bereitgestellt von Bergamasker-Hirtenhund.de. DANKE NOCHMAL!

Die Frisur macht Baden manchmal notwendig. Denn der Hund soll ja nicht müffeln.

Viele Hundefreunde werden abgeschreckt von diesem Haarkleid, das mit dicken Filzhaarmatten durchsetzt ist.

Tatsächlich braucht man etwas Know-How hinsichtlich der Fellpflege, denn die Zotten müssen ab und an ein bißchen zerteilt und geformt werden, um nicht zu breit und lang zu werden[2].

Und auch im Bart und an den Ohren muss das Fell gepflegt werden, um an diesen Stellen nicht zu verfilzen.

Wer Lust auf einen Bergamasker hat, aber keine Lust auf die ulkige Kordelfrisur hat, kann den Hund natürlich auch einfach etwas kürzer im Fell halten oder ihn regelmäßig bürsten.

Denn die rassetypischen Zotten sind natürlich nur auf Ausstellungen gefordert (über die Sinnhaftigkeit so eines rein äußerlichen Merkmales bei einem so seltenen Arbeitshund kann jeder sich seine eigene Meinung bilden…).

Bergamasker ohne Zotten

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe. Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Bergamasker Hirtenhunde gelten als robust, rustikal und insgesamt gesunde Hunderasse[6].

Trotz der geringen Individuenzahl sind bis jetzt wenige Probleme bekannt.

Verantwortungsvolle Züchter testen ihre Tiere dennoch vor dem Zuchteinsatz auf Hüftgelenksdysplasie, OCD, Ellenbogengelenksdysplasie, Patellaluxation, erbliche Augenerkrankungen und Herzerkrankungen[3].

Die Frisur sollte einen Hund nicht behindern. Wenn man keinen Ausstellungshund möchte, sollten die Haare daher am besten ein bißchen eingekürzt werden. Denn bei Wasserkontakt saugen sich die Filzplatten voll mit Wasser, das muss ja nicht sein.

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Bergamasker-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 0 und 29[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 194: Bergamasker Hirtenhund (2020);
http://www.fci.be/de/nomenclature/BERGAMASKER-HIRTENHUND-194.html

[2] VDH-Rasseportrait: Bergamasker Hirtenhund.

[3] Klub für Ungarische Hirtenhunde e.V.: Rassebeschreibung.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021);
https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Andrea Talenti, Dayna L. Dreger, Stefano Frattini, Michele Polli, Stefano Marelli, Alexander C. Harris, Luigi Liotta, Raffaella Cocco, Andrew N. Hogan, Daniele Bigi, Romolo Caniglia, Heidi G. Parker, Giulio Pagnacco, Elaine A. Ostrander, Paola Crepaldi (2018). Studies of modern Italian dog populations reveal multiple patterns for domestic breed evolution. Ecology and Evolution. 8: 2911–2925. doi: https://doi.org/10.1002/ece3.3842

[6] Associazione Amatori del Cane da Pastore Bergamasco (ital.): Origini. http://www.pastore-bergamasco.net/sezioni_dettaglio.php?idnews=45&idcategoria=10

[7] Ente Nazionale della Cinofilia Italiana (ENCI): CANE DA PASTORE BERGAMASCO (ital.). https://www.enci.it/libro-genealogico/razze/cane-da-pastore-bergamasco

[8] Walter Esplin Mason (1915): Dogs of all Nations. https://archive.org/details/dogsofallnations00masorich/page/73/mode/1up

[9] Bergamasco Sheepdog Club of America: The Coat.

[10] Max von Stephanitz (1921): Der deutsche Schäferhund in Wort und Bild. https://archive.org/details/derdeutschesc00step/page/85/mode/1up