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Die Deklaration umfasst alle Pflichtangaben, die ein Hersteller auf die Packung seines Produkts drucken muss. Oberste Priorität hat dabei für uns Hundehalter die Zusammensetzung des Hundefutters. Und hier gibt es einige Tricks, die dem Hersteller viel Spielraum lassen seine Rezeptur mehr oder weniger transparent offenzulegen.
Die Zusammensetzung des Hundefutters
Neben den analytischen Bestandteilen und der allgemeinen Qualität der Zutaten schauen die meisten von uns zuerst auf die Zusammensetzung.
Hier muss der Anbieter alle Zutaten nach ihrem Gewichtsanteil an der Frischmasse in absteigender Reihenfolge auflisten. Vorne stehen also die Zutaten, die den Löwenanteil am Gewicht des Futterbreis vor der weiteren Verarbeitung (Mischen, Erhitzen, Extrudieren) haben.

Da selten bei allen Zutaten der genaue Anteil (in Klammern) angegeben ist, muss man über den Daumen schätzen, woraus das Futter hauptsächlich besteht.
In der Regel bilden die ersten 5-10 Zutaten auf der Inhaltsliste vor dem ersten Mineral oder Vitamin die Hauptzutaten, die 80 % oder mehr der Futtermasse ausmachen:

Jetzt der entscheidende Knackpunkt: Die Zutaten werden im frischen Zustand gewogen und gelistet. Das fertige Trockenfutter enthält aber kaum mehr Feuchtigkeit (ca. 8-14 %). Denn während dem Prozessieren zum abgepackten Endprodukt werden alle Zutaten getrocknet, also weitestgehend von Wasser befreit.
Nur weil eine Zutat ganz vorne in der Deklaration steht, macht sie am schlussendlichen Fertigfutter nicht unbedingt den Löwenanteil aus!
Getreide enthält je nach Ausgangsprodukt schon mal nur um die 10 % Wasser, vorgetrocknete Zutaten wie Fleischmehl sogar nur noch 5-10 %, Frischfleisch aber gut 70 % Wasser und landet vor allem deshalb immer ganz vorn in der Gewichtsliste und soll dort das Herz des Hundehalters erfreuen.
Um den Anteil einer Zutat am Futter wirklich zu bemessen, müsste man die Zutaten als Trockenmasse auflisten. Und das ist nur mit der Deklaration auf dem Hundefutter schwer umzurechnen, da die Bezeichnungen der Zutaten nicht genau genug sind, um deren genauen Feuchtegehalt abzuschätzen.

Mitnehmbotschaft: Frisches Fleisch an erster Stelle kann über die tatsächliche Zusammensetzung hinwegtäuschen, wenn dahinter nur trockene Zutaten folgen!
Geschlossene und offene Deklaration
Hersteller können wählen, wie sie die Zusammensetzung deklarieren. Der Verband der europäischen Hersteller von Heimtierfuttern (FEDIAF) hält seine Mitgliedern dazu an konsistent bei einer der beiden Varianten zu bleiben[1]:
👎
1. Geschlossene Deklaration
Bei der geschlossenen Deklaration werden nur Überbegriffe und Kategorien angegeben. Der Hersteller darf dabei aus Kategorien wählen, die in der Richtlinie 82/475/EWG[2] aufgelistet sind.
Hier hat man keine Möglichkeit die einzelnen Zutaten nachzuvollziehen.
Kategorien von Ausgangserzeugnissen , die zur Kennzeichnung von Mischfuttermitteln für Heimtiere verwendet werden dürfen (82/475/EWG)[2]:
- Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
- Fisch und Fischnebenerzeugnisse
- Weich- und Krebstiere
- Insekten
- Milch und Molkereierzeugnisse
- Eier und Eierzeugnisse
- Getreide
- Gemüse
- Früchte
- Nüsse
- Saaten
- Algen
- Pflanzliche Nebenerzeugnisse
- Öle und Fette
- Hefen
- Mineralstoffe
- Bäckereierzeugnisse
- Zucker
- Beispiel für eine geschlossene Deklaration:
„Getreide, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse,
pflanzliche Nebenerzeugnisse, Öle und Fette, Mineralstoffe„
👍
2. Offene Deklaration
Bei der offenen Deklaration werden einzelne Inhaltsstoffe genau aufgelistet.
Das schafft Vertrauen und macht die Zusammensetzung halbwegs nachvollziehbar.
Es steht dem Anbieter allerdings frei hinter jede Zutat den genauen Prozentanteil am Futter anzugeben. Detaillierte Angaben sind deshalb eine Seltenheit. Die meisten Anbieter halten ihre Rezeptur lieber ein bißchen geheim vor der Kundschaft und auch vor der Konkurrenz.
- Beispiel für eine offene Deklaration:
„Frisches Huhn (min. 65%), Kartoffeln (getrocknet), Geflügelprotein (getrocknet) 3%, Fleischhydrolysat (2%), Erbsen (getrocknet), Fischöl 1%, Bierhefe (getrocknet), Karotten (getrocknet), Flohsamenschalen„
- Beispiel für eine offene Deklaration mit genauen Anteilen:
„61% Putenfleisch, -leber, -herz, -muskelmagen, 34% Geflügelfleischbrühe,
4% Reis, gekocht, 0,5% Mineralstoffe, 0,5% Eierschalen,getrocknet„
So weit, so gut. Allerdings gibt es eine Ausnahme!
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3. Halb-offene Deklaration
Bei der „halb-offenen“ Deklaration darf der Hersteller von der geschlossenen Deklaration abweichen und handverlesene Zutaten einzeln aufführen, wenn er diese explizit z.B. in Werbetexten oder auf der Frontseite der Packung bewirbt.
Das schafft auf den ersten Blick den Eindruck einer transparenten Deklaration, ist aber in Wahrheit Rosinenpickerei!
- Beispiel für eine halb-offene Deklaration:
„Getreide (4% Reis), Gemüse (4% Karotten), Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (14%, u.a. 4% frisches Geflügel), Öle und Fette (u.a. 1% Sonnenblumenöl, u.a. 0.25% Fischöl), pflanzliche Nebenerzeugnisse, Mineralstoffe, pflanzliche Eiweißextrakte, Zucker, Milch und Molkereierzeugnisse, Fisch und Fischnebenerzeugnisse„
Content Claims: Ist wirklich (nicht) drin, was vorne drauf steht?
Die Verpackungen von Hundefuttern sind voller so genannter „Content Claims„, also Angaben zum Inhalt des Produkts: „Ohne Soja“, „getreidefrei“, „mit Huhn“, „Reich an Lamm mit Reis“, etc..
Aber nur die wenigsten Hundehalter wissen, dass die europäische Futtermittelindustrie Vorgaben definiert hat, was solche Angaben zumindest theoretisch zu bedeuten haben sollten[1]:
Ein Inhaltsversprechen wird dann gemacht, wenn der Anbieter in seiner Werbung oder auf der Verpackung in Worten oder Bildern die Aufmerksamkeit auf das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein einer Eigenschaft seines Produkts lenkt. Es kann dabei u.a. um Zutaten, Zusatzstoffe, Nährstoffe oder Geschmack gehen.
Inhaltsversprechen erfordern immer eine Deklaration der ausgewiesenen Zutat! Bei einer Futtersorte „mit Huhn und Reis“ muss der Gehalt von Huhn und Reis auch tatsächlich angegeben werden. Diese Regelung führt zu der oben erwähnten halb-offenen Deklarationen vieler Hundefutter.
Hier mal die gängigen Content Claims auf Hundefuttern im Überblick:
‚Natürlich‘
Beispiele:
„Mit natürlichen Fleischstücken„
„*natürliche Zutaten„
Eine natürliche Zutat soll nur hinsichtlich ihrer Einsetzbarkeit in Fertigfuttern mit physikalischen Verfahren vorbereitet worden sein, ohne dabei ihre Inhaltsstoffe verloren zu haben.
Natürliche Zutaten dürfen vorverarbeitet sein, z.B. durch manuelle Extraktion, Pasteurisieren, Trocknen, Einfrieren, Mahlen, Extrudieren, mikrobielle Fermentation, Räuchern ohne chemische Hilfsstoffe, Granulieren oder enzymatische Prozesse
‚Frisch‘
Beispiele:
„Frischfleisch„
„mit frischen Erbsen„
Frische Zutaten dürfen tatsächlich nur gekühlt worden sein. Bei anderen Verfahren zur Haltbarmachung (Erhitzen, Konservierungsmittel, Einfrieren, etc.) darf die Zutat nicht mehr als „frisch“ bezeichnet werden.

Frei von…
…frei
Beispiele:
„Getreidefrei„
„Frei von künstlichen Aromen„
Soll nicht mal Spuren der angebenden Zutat enthalten.
Manchmal werden solche Aussagen auch gemacht, obwohl das Nicht-Vorhandensein keine Besonderheit oder für alle Hundefutter gleichermaßen gesetzlich vorgeschrieben ist oder gar nichts mit den Zutaten zu tun hat („ohne BPA„).
Oft soll diese Formulierung davon ablenken, was denn jetzt eigentlich im Futter gelandet ist (z.B. naturidentisch synthetisierte Aromen statt künstlicher Aromen oder Soja statt Getreide).

Ohne…
Ohne Zusatz von…
Kein Zusatz von…
Beispiele:
„Ohne Zuckerzusatz„
„Ohne glutenhaltiges Getreide„
„Ohne künstliche Konservierungsmittel„
Die angegebene Zutat wurde nicht direkt, über eine der anderen Zutaten oder als Zusatzstoff bewusst und absichtlich hinzugefügt. Das Produkt kann dennoch nennenswerte Mengen der Zutat enthalten.
Auch hier lenkt eine Negativaussage von den eigentlichen Zutaten ab und schafft oft irreführende Erwartungen. Denn auch ein Futter „ohne Zusatz von Zucker“ ist natürlich nicht unbedingt komplett zuckerfrei, sondern kann Kohlehydrate in Form von Früchten oder Getreide enthalten. Es wurde einfach nur kein Haushaltszucker beigemengt.

Mehr…
Weniger…
Light
Beispiele:
„Jetzt mit mehr Frischfleisch„
„Enthält weniger Kohlehydrate„
„Erhöhter Proteingehalt“
„Fettreduziert„
Komparative Aussagen müssen sich auf ein Referenzprodukt beziehen. Wenn nichts angegeben ist, dann bezieht sich der Vergleich auf das Standard-Adult-Futter der Produktlinie[1].
„Mehr“: Mindestens 15 % mehr als ein“Standardprodukt“.
„Weniger“: Mindestens 15 % weniger als ein „Standardprodukt“.
„Light„: Mindestens 15 % geringerer Energiegehalt als im „Standardfutter“.
Angaben zu den Inhaltsstoffen im Vergleich zu anderen Produkten werden üblicherweise bei vielen Spezialdiäten gemacht, bei denen ein abgeänderter Nährstoffgehalt erwünscht ist (Diät, Organleiden, Aktivität, etc.).

Mit …geschmack
Beispiele:
„Mit Schinkengeschmack„
„Schmeckt nach Leberwurst“
„Bacon-Aroma„
Hier darf nichts bis <4 % der angebenden Zutat enthalten sein, es reichen künstliche Aromen!
Allerdings müssen in diesem Fall die verwendeten Aromastoffe unter den „sensorischen Zusatzstoffen“ deklariert werden.

Mit…
Enthält…
Beispiele:
„Enthält Lamm“
„Mit Huhn und Reis“
„Mit Rinderleber“
Mindestens 4 % der angegebenen Zutat müssen enthalten sein, z.B. „4 % Huhn„
Bei mehreren Angaben müssen von jeder Zutat mindestens 4 % enthalten sein, z.B. jeweils 4 % Huhn und 4 % Reis.

Reich an…
Viel…
Extra…
Beispiele:
„Viel frisches Huhn“
„Sorte extra Fisch“
„Reich an Lamm und Reis“
Futter mit diesen Angaben sollen mindestens 14 % der Zutaten enthalten, z.B. 14 % Lammfleisch und 14 % Reis.

Sorte, Mahlzeit
Dinner, Menü,…
Beispiele:
„Wild und Lamm Menü Wild“
„Sorte Lachs“
„Geflügeldinner„
Diese Futter sollen mindestens 26 % der beworbenen Zutaten enthalten, z.B. 26 % Lachs.

Exklusivfutter
Beispiele:
„Rein vegetarisch“
„Truthahn pur“
„Monoprotein“
Bei Exklusivfuttern soll man sich darauf verlassen können, dass tatsächlich nur die angegebenen Zutaten enthalten sind.
Monoprotein bezieht sich immer nur auf die tierische Proteinquelle. Ein als „single protein“ beworbenes Futter darf Pflanzenproteine enthalten und ist damit ungeeignet für eine Ausschlussdiät!

Der Mindestgehalt bezieht sich auf die Frischmasse des Futters. Aussagen sind aber auch erlaubt, wenn die Zutat in getrockneter Form zugefügt wird und im feuchten Zustand laut Umrechnungstabellen der Industrie den geforderten Mengen entsprochen hätte:
„Mit Reis„
…, Getreide (u.a. 0.7% getrockneter Reis, entspricht 4% Reis), …
Übrigens: Wird die tierische Proteinquelle erwähnt (z.B. „mit Lamm„), dann soll das Inhaltsversprechen sich außerdem nicht nur auf Blut, Knochen, Bindegewebe und keratinhaltige Körperteile (Muschelschalen, Horn, Klauen, Federn, Schnäbel, Hufe,, etc.) beziehen, sondern dann immerhin auf Herz, Organe und Fleisch.
Bevor ich Dich über dieses neue Wissen brüten lassen: Es gibt ein paar Ausnahmen von obigen Regeln!
- Eine Kombination der oben genannten Angaben ist möglich:
„Reich an Fisch mit Kartoffeln und Erbsen“
Mindestens 14 % Fisch, mindestens 4 % Kartoffeln, mindestens 4 % Erbsen
- Die Regeln gelten nicht für geschmacksintensive Zutaten wie z.B. Öle, Kräuter oder Honig. Hier dürfen auch deutlich weniger als die angegebenen Mengen enthalten sein.
„mit Lamm, Kürbis und Distelöl „
Mindestens 4 % Lamm, mindestens 4 % Kürbis, <4 % Distelöl
- Bei reinen Nährstoffen ist man logischerweise nicht an die Prozent-Vorgaben gebunden und kann sein Futter mit so sinnbefreiten Slogans wie „mit Ballaststoffen“, „mit Aminosäuren“, „mit Vitaminen“ oder „mit Mineralstoffen“ bewerben, obwohl das nun wirklich kein Alleinstellungsmerkmal sein sollte…
- Die Inhalte können sich nur auf einzelne Komponenten in bunt gefärbten Hundefuttern beziehen:
„mit Huhn, Karotten und Erbsen“
…, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Huhn in den braunen Stückchen), …, Karotten (4% in den orangen Stückchen), Erbsen (4% in den grünen Stückchen), …
Ich hoffe ich konnte den intransparenten Dschungel der Hundefutter-Deklarationen zumindest ein kleines bißchen durchsichtiger für Dich machen!

Bitte handle mit gesundem Menschenverstand immer im Sinne Deines Tieres: Ein kranker Hund gehört zum Tierarzt! Du findest hier lediglich allgemeine Informationen über Beschwerden und Symptome. Du findest hier weder Ersatz für eine individuelle tierärztliche Beratung noch Therapieempfehlungen. Die hier präsentierten Produkte oder Aussagen sind nicht geeignet klinische Krankheitsbilder vorzubeugen, zu diagnostizieren oder zu behandeln.
Quellen
[1] FEDIAF: Code of Good Labelling Practice for Pet Food; http://www.fediaf.org/images/FEDIAF_Labelling_Code_October_2018_online_final.pdf
[2] RICHTLINIE DER KOMMISSION vom 23 . Juni 1982 über die Kategorien von Ausgangserzeugnissen , die zur Kennzeichnung von Mischfuttermitteln für Heimtiere verwendet werden dürfen; https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:31982L0475&from=DE
[3] ELISA testing for common food antigens in four dry dog foods used in dietary elimination trials; D. M. Raditic R. L. Remillard K. C. Tater (2010) https://doi.org/10.1111/j.1439-0396.2010.01016.x