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Der English Bulldog ist eine britische Hunderasse und gilt mitunter sogar als Nationalhund Großbritanniens. Die mannigfaltigen Probleme und die extrem plumpe Statur machen die britische Bulldogge zu einer der krankheitsanfälligsten Hunderassen weltweit.
Steckbrief:
Bulldog
Liebhaber schätzen das phlegmatische Temperament dieser Hunde. Aber sie müssen ja auch nicht im Körper ihrer Bulldogge leben.
Größe
ca. 40 cm
Gewicht
♀ 23 kg
♂ 25 kg
Hundetyp
Doggenartiger Molosser
Lebensdauer
6-10 Jahre
Geschichte und Herkunft
Erstmals erwähnt werden Bulldoggen in England um das Jahr 1631, der Bulldog gilt daher als eine der ältesten britischen Hunderassen[8]. Ähnliche mastiffartige Hunde wurden vor dieser Zeit auch als Bandogs oder Banddogs bezeichnet[9].
Die Bezeichnung Bull-Dog leitet sich von der Funktion dieser Hunde ab, die für das so genannte Bull-Baiting gezüchtet wurden. Hierbei wurden kräftige molossoide Hunde auf angebundene Rinder gehetzt, sollten diese packen und zu Boden ziehen.
Und auch für allerhand andere Tierkämpfe und Metzgerhunde wurden die frühen „Butchers-, Bull and Bear-Dogs“ vermutlich schon im späten Mittelalter eingesetzt[10].
Viele Bulldogs ließen bei solchen Veranstaltungen ihr Leben und mit der Zeit formte sich eine besonders wehrhafter und zäher Typ Hund.
Die damaligen englischen Bulldogs Großbritanniens galten daher als sehr wendig, kräftig, standfest, hart im nehmen und extrem kampflustig und beherzt. Sie wurden teilweise sogar als sehr aggressiv und kaum erziehbar beschrieben.
Ihr mittelgroßer Körperbau war massiv und gedrungen, der Kopf groß und mit deutlichem Vorbiss. Aber es handelte sich um muskulöse Arbeitstiere, die weit entfernt vom heutigen Bulldog waren!
Im Jahr 1835 wurde der Blutsport mit Tieren in England endlich verboten. Die nun arbeitslos gewordenen Bulldogs wurden nun nicht mehr gebraucht und viele der echten Bulldogs verschwanden.
Vor allem der in London bekannte Hundehändler Bill George vermarktete seine Bulldogs in verschiedenen Größen deshalb fortan als Haushunde[3]. Übrigens: Kleinere Toy Bulldogs waren vor allem in Frankreich sehr beliebt und wurden schließlich zu den Vorfahren der Französischen Bulldogge.
Gleichzeitig kamen etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts systematische Hundezucht und Hundeausstellungen in Mode. Hundefreunde versuchten daher auch bald aus den Bull-Doggen eine eigenständige Hunderasse zu erschaffen. Für diesen Zweck wurde 1864 ein erster Rasseclub für Bulldogs gegründet und 1865 ein Standard veröffentlicht.
Denn die ursprünglichen Bulldogs waren natürlich weder als Begleithunde noch für Hundeshows geeignet. Einerseits waren diese wehrhaften Hunde nicht so wirklich umgänglich. Andererseits besaß der „Nationalhund Großbritanniens“ noch keine ganz so einheitliche Optik wie heute.
Schon die frühe Zucht machte aus den Bulldogs nach und nach einen krummbeinigen Hund mit plumper Statur und einem übertriebenen Vorbiss und Knautschgesicht.
Auch das Temperament änderte sich durch gezielte Zucht sehr schnell und aus dem angriffslustigen Kampfhund wurde ein verträglicher und phlegmatischen Vierbeiner.
1955 wurde der English Bulldog durch die FCI anerkannt.
Allerdings ist der moderne English Bulldog mit seinen ausgeprägten brachycephalen Merkmalen auch eine sehr problematische Hunderasse.
Wenn man eine englische Bulldogge mit ihrem schwerfälligen Gangbild die Straße runterzockeln sieht, fällt es jedenfalls etwas schwer darin ein „Symbol britischer Willensstärke“ zu sehen. Da diese Hunderasse mit allerhand gesundheitlichen Problemen zu schaffen hat, wird in Zusammenhang mit dem Bulldog auch zunehmend über das Thema Qualzucht diskutiert.
Nach Veröffentlichung der Dokumentation Pedigree Dogs Exposed im Jahr 2008 wurde schließlich trotz des massiven Widerstands vieler Züchter im britischen Kennel Club ein neuer Standard für den English Bulldog aufgesetzt. Dieser wurde ab 2010 auch von der FCI übernommen.
Der Allgemeine Club für Englische Bulldogs wurde 2011 vom VDH aufgelöst, welcher seitdem selbst das Zuchtbuch und die Umsetzung neuer Zuchtprogramme kontrolliert.
Ziel dieser Maßnahmen war im Großen und Ganzen die Zuchtrichtung weg von extrem übertriebenen Merkmalen zu beeinflussen. Auch wenn sich seitdem hier und da ein klein bißchen was verbessert hat, war das aber lange nicht genug.
Der English Bulldog ist nach wie vor körperlich stark eingeschränkt und viele Hunde leiden an einer Fülle von vermeidbaren Erkrankungen. Auch im Kennel Club wird er immer noch in der höchsten Kategorie des verbandsinternen Breed Watch-Programms aufgeführt[7].
Und in den Niederlanden unterliegen zu kurzschnäuzige Bulldogs und betroffene Hunde seit 2019 einem Zuchtverbot. Im VDH denkt man derweil immer noch über eine geeignete Lösungsstrategie nach.
Größe und Aussehen
Es gibt keine Größenvorgaben, aber das Gewicht der Hunde soll bei 23-25 kg liegen.
Der Standard beschreibt den Bulldog als wunderbar häßlichen Hund[1].
Der Körperbau ist kraftvoll und kompakt plump, kurz und schwerfällig. Denn Bulldogs sollen ziemlich untersetzt, breit und tiefgestellt sein. Die Vorderbeine sind so weit voneinander entfernt und wirken wie seitlich am Hund befestigt.
Der faltige Kopf soll groß, das Gesicht kurz und der Fang breit und mäßig aufgewölbt sein. Die Nasenlöcher sollen groß und offen sein, die Ohren werden oft als Rosenohren nach hinten geklappt.
Bulldogs haben eine sehr kurze Rute, ganz fehlen oder zu eng anliegen soll diese allerdings nicht.
Das kurze Fell ist weiß oder weißgescheckt mit roten, blonden, rehbraunen oder gestromten Abzeichen. Ein hoher Weißanteil im Kopfbereich führt dazu, dass einige Bulldogs taub oder einseitig taub geboren werden.
Gleichzeitig fordert der Standard für die Zucht eines idealen Bulldogs allerdings auch, dass keins der typischen Merkmale zu extrem werden darf. Der Bulldog soll weder missgebildet erscheinen noch in seiner Bewegung eingeschränkt sein…
Daher sind mittlerweile auch zu dicke faltige Nasenrollen und stark verengte Nasenlöcher offiziell nicht mehr erwünscht. Auch der Nacken und die Halswamme sollen nicht mehr ganz so faltig sein wie früher.
Dennoch haben diese winzigen Änderungen in der Zucht der letzten Jahre kaum etwas verändert. Englische Bulldoggen sind nach wie vor stark brachycephal und das Gangwerk oft schaukelnd und schleifend.
- […] hebt die Hinterpfoten nicht hoch, so dass sie über den Boden zu streifen scheinen. beim Laufen werden die Schultern abwechselnd etwas vorgeschoben. Eine gesunde Bewegungsfähigkeit ist von äußerster Wichtigkeit.[1]
Eine neuere Studie aus 2020 fand heraus, dass Bulldogs im Durchschnitt über 60 % ihres Körpergewichts auf der Vorderhand tragen und an einer Fülle von orthopädischen Problemen leiden[16].
Temperament und Haltung
Im Standard steht der Bulldog soll den Eindruck von Kraft, Vitalität und großer Entschlossenheit vermitteln…[1]
Trotz des grimmigen Aussehens gelten englische Bulldoggen als sehr anhänglich und liebevoll. Die Hunde gelten aber auch als kühn, verspielt und etwas eigensinnig.
Als Haushunde werden sie für ihre umgängliche und eher ruhige Art geschätzt.
Es fällt trotzdem nicht nur ein bißchen schwer nachzuvollziehen, wer ernsthaft über die Anschaffung so eines Hundes nachdenkt….
Ein Faktor ist sicherlich, dass Bulldogs als gemütlich und langsam gelten und für ihre eher phlegmatische Art und das geringe Energieniveau bekannt sind. Tragisch daran ist, dass viele Bulldogs eigentlich durchaus gern rennen, toben und lange spazieren gehen, sie können oft nur nicht.
Wenn der Hauptgrund für den Kauf so eines Hundes die eigene Faulheit oder Zeitmangel ist, sollte man seinen Hundewunsch vielleicht nochmal generell hinterfragen.
Hunde sind Individuen!
Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe.
Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.
Gesundheit
Beim English Bulldog gibt es nicht viel schön zu reden!
Die wirklich extreme Brachycephalie dieser Hunde führt zu allerhand Problemen von Atemnot, Schnarchen, Flatulenz, geringe Hitzetoleranz bis hin zu einer stark erhöhten Kaiserschnittquote.
Die plumpe Statur und die große Körpermasse machen diese Hunde unbeweglich und langsam. Die orthopädischen Probleme sind zahlreich.
Die Lebenserwartung vieler Bulldogs liegt bei nur 6-10 Jahren.
Und das ist noch nicht mal alles. Denn auch Erbkrankheiten, Autoimmunerkrankungen und Allergien kommen viel zu häufig vor.
Zu allem Überfluss ist die genetische Diversität durch starke Inzucht mittlerweile enorm gering[6]. Es gibt kaum noch gesunde Hunde mit moderaten Merkmalen, mit denen man das Ruder bei der Zucht überhaupt nochmal herumreißen könnte…
Hier einige der Probleme beim English Bulldog:
- Brachycephales Syndrom[7]
- Hüftgelenksdysplasie
- Erbliche Augenerkrankungen
- Cystinurie
- Taubheit[5]
- Faltenekzeme
- Ektropium
- Entropium
- Dermatitis
- Patellaluxation
- Welpensterblichkeit
- Fruchtbarkeitsprobleme
- Hohe Kaiserschnittquote
- Eingewachsene Rute
- Übergewicht
Die anhaltende Kontroverse um diese Hunderasse hat u.a. auch zu verschiedenen Zuchtprojekten geführt.
Einige Züchter versuchen durch Einkreuzung anderer Hunderassen wieder einen etwas sportlicheren Bulldog vom Ursprungstyp zu schaffen. Darunter fallen zum Beispiel der Olde English Bulldog, der Leavitt Bulldog oder der Continental Bulldog.
Anschaffung
Wirklich? Hier findest Du Anlaufstellen für Hunde mit FCI-Papieren:
Die offizielle Anzahl von Bulldog-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 4 und 121[4].
Links
[1] FCI-Standard Nr. 149: Bulldog (2011);
http://www.fci.be/de/nomenclature/BULLDOG-149.html
[2] VDH-Rasseportrait: Bulldog.
[3] Wikipedia: Bill George (dog dealer) (engl.). Abgerufen 09/2021 von https://en.wikipedia.org/wiki/Bill_George_(dog_dealer)
[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021);
https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/
[5] Louisiana State University (LSU): Prevalence of deafness in dog breeds (engl).
[6] Pedersen, N.C., Pooch, A.S. & Liu, H. A genetic assessment of the English bulldog. Canine Genet Epidemiol 3, 6 (2016). https://doi.org/10.1186/s40575-016-0036-y
[7] The Kennel Club Breed Watch: Bulldog – Category 3 (engl.).
[8] George R. Jesse (1866): Researches into the history of the British dog. https://archive.org/details/cu31924104225572/page/n347/mode/1up
[9] Edward Topsell (1658): The History of four-footed Beasts and Serpents. https://archive.org/details/historyoffourfoo00tops/page/135/mode/1up
[10] Christopher Merret (1667): Pinax rerum naturalium Britannicarum. https://archive.org/details/bub_gb_p0SjZ7N6TA0C/page/n84/mode/1up
[11] Robert Leighton (1907): The new book of the dog. https://archive.org/details/newbookofdogcomp00leigrich/page/33/mode/1up
[12] V.l.n.r.:
1. Thomas Bewick (1791): A General History of Quadrupeds. https://archive.org/details/b28037467/page/306/mode/2up
2. Sydenham Edwards (1800): Cynographia Britannica. https://archive.org/details/McGillLibrary-rbsc_blackerwood_cynographia-britannica_folioOTCF26-20319/page/n39/mode/2up
3. John Scott (1820): The Sportsman’s Repository. https://archive.org/details/sportsmansreposi00lawr/page/n239/mode/1up
4. William Youatt (1845): The Dog. https://archive.org/details/thedoggy00youauoft/page/98/mode/1up
[13] William D. Drury (1903): British dogs, their points, selection, and show preparation. https://archive.org/details/britishdogstheir00drurrich/page/618/mode/1up
[14] V.l.n.r.:
1. Bénédict Henry Révoil (1867): Histoire physiologique et anecdotique des chiens de toutes les race. https://archive.org/details/histoirephysiolo00rvrich/page/119/mode/1up
2. Hugh Dalziel (1881): British dogs. https://archive.org/details/britishdogstheir00dalzrich/page/n271/mode/2up
[15] James Watson (1906): A popular history of the dog. https://archive.org/details/dogbookpopularhi02wats/page/387/mode/1up
[16] Mölsä, S.H., Hyytiäinen, H.K., Morelius, K.M. et al. Radiographic findings have an association with weight bearing and locomotion in English bulldogs. Acta Vet Scand 62, 19 (2020). https://doi.org/10.1186/s13028-020-00517-3