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Der Nationalhund der Schweiz diente einst als Rettungshund am Großen St. Bernhard, einem Bergpass in den westlichen Alpen. Heute wird der Bernhardiner hauptsächlich als Familien- und Begleithund gehalten.
Steckbrief:
Bernhardiner
Der Bernhardiner ist ein wahrer Riese, der für sein Temperament geschätzt wird. Aufgrund seiner Größe wird er aber nur von echten Liebhabern dieser Schweizer Berghunde gehalten.
Größe
♀ 65-80 cm, ♂ 70-90 cm
Gewicht
♀ 50-65 kg cm, ♂ 65-80 kg
Hundetyp
Berghund, Molosser
Lebensdauer
8-10 Jahre
Geschichte und Herkunft
Die Bernhardiner bekamen ihren Namen als unentbehrliche Helfer der Mönche des Hospizes auf dem Grossen St. Bernhard. Bereits 1695 wurden ähnliche Hunde erstmals auf einem Gemälde abgebildet.
Es ist nicht ganz klar, wie die Hunde dorthin gelangten und welche Hunde bei der Entwicklung des Bernhardiners beteiligt waren. Vermutlich teilt er sich Ahnen mit den Sennenhunden.
Nachdem die Hunde zunächst für allerhand Aufgaben eingesetzt wurden, halfen die hochbeinigen und muskulösen Berghunde den Chorherren bald sehr erfolgreich beim Aufspüren vermisster Pilger und die Zahl der Todesopfer am Pass ging merklich zurück.
Die frühen Bernhardiner waren schon sehr groß, aber noch nicht ganz so schwerfällig wie manche der heutigen Exemplare[9].
Reinrassige Zucht waren zu dieser Zeit natürlich ohnehin noch nicht so ein wichtiges Kriterium wie heute, so lange die Hunde arbeitsfähig waren. Es gab also noch keinen so einheitlichen Typ und Farbe oder Kopfform waren keine entscheidenden Selektionsmerkmale.
Nachdem sich die Kennels durch extreme Winter und Hundestaupe im frühen 19. Jahrhundert bedenklich geleert hatten, wurden etwa 1850 mitgebrachte Hunde aus Neufundland eingekreuzt, um die Rasse zu bewahren (aus solchen Importhunden entstand in Europa auch der moderne Neufundländer).
Die Einkreuzung der Neufundlandhunde machte den Bernhardiner massiger und führte zu längerem Fell, welches im tiefen Schnee der Alpen jedoch sehr unpraktisch war. Übrigens: Mit so einer Kreuzung zwischen dem Bernhardiner und den Neufundländern von damals beginnt auch die Geschichte des Leonbergers!
Bereits im 19. Jahrhundert entdeckten interessierte Kynologen die großen Hunde aus der Schweiz. Denn Soldaten, welche 1800 mit Napoleon Bonaparte den Klosterpass überquerten, machten die „Barry-Hunde“ über ganz Europa hinweg bekannt.
Diese Hundeliebhaber beschrieben die Vierbeiner zunächst als Alpine Spaniels oder Alpine Mastiffs.
Wobei der echte Alpine Mastiff womöglich tatsächlich eine eigenständige und heute ausgestorbene Hunderasse gewesen sein könnte, die bei der Entstehung des Bernhardiners mitgewirkt hat.
Es gab zu dieser Zeit ganz verschiedene Ansichten darüber, wo es mit dem Bernhardiner hin gehen sollte.
Schon bald versuchten Hundezüchter den Typ des Bernhardiners zu verbessern und zu vereinheitlichen und kreuzten u.a. English Mastiff und Bluthund mit ein[7,9]. Die Hängelider und ein großer Kopf mit kurzem Fang galten schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts als gefragte Merkmale des Bernhardiners[8].
Ende des 19. Jahrhunderts kam die moderne Hundezucht und Hundeausstellungen so richtig ins Rollen.
Die ersten Hunde, die im Schweizer Zuchtbuch eingetragen wurden, waren Bernhardiner. Und schon 1887 wurden die Hunde vom St. Bernhard als eigene Hunderasse anerkannt, bekamen ihren endgültigen Namen und wurden zum Schweizer Nationalhund erklärt[5].
Und seit 1954 ist diese mächtige Hunderasse endgültig auch von der FCI anerkannt worden.
Gibt es heute noch Bernhardiner am Kloster des St. Bernhard?
2004 wäre die Wiege der Bernhardinerzucht beinahe verschwunden, da sinkende Mitgliederzahlen keine Zeit mehr erlaubten nebenher die Zuchtlinie „du Grand St. Bernard“ am Hospiz weiterzuführen.
Dies hätte das Ende der Zuchtlinie „vom Grossen Sankt Bernhard“ bedeutet.
Aber es fand sich eine Lösung. Mittlerweile betreut die Stiftung Barry du Grand-Saint-Bernard den Erhalt der Zuchtstätte samt Tourismus und dem Bernhardiner-Museum Barryland[5].
Benannt wurde das Museum nach dem wohl berühmtesten Hund in der Geschichte des Bernhardiners.
Der gestromte Rüde Barry lebte von 1800 bis 1814 und soll über 40 Menschen das Leben gerettet haben. Er war vermutlich um die 60-65 cm hoch und wog um die 40-45 kg.
Heute ist Barry I als Präparat im Naturhistorischen Museum von Bern ausgestellt.
Größe und Aussehen
Mit Maßen von 65-80 cm bei den Hündinnen und 70-90 cm bei den Rüden erreichen diese breit gebauten Berghunde schnell ein Körpergewicht weit oberhalb der 50 kg.
Es gibt eine kurzhaarige und eine langhaarige Varietät. Man mag es kaum glauben, aber im tiefen der Schnee der Alpen war langhaariges Fell sehr unpraktisch, so dass die ersten Bernhardiner mal alle kurzhaarig waren.
Die Farbe ist rot-weiß mit einer dunklen Maske.
So genannte Plattenhunde haben etwas mehr Weißscheckung als Mantelhund, bei denen der Rücken weitestgehend einfarbig rot ist. Häufig kann man den Watermarking-Effekt im Fell beobachten.
Auch gestromtes Fell ist laut FCI-Standard erlaubt (Barry war schließlich auch gestromt!), kommt aber heute scheinbar gar nicht mehr vor im Genpool.
Schön früh während der Anfangszeiten dieser Hunderasse führte der Fokus auf Schönheitswahn zu Überbetonung mancher Kriterien. Darunter leidet der Bernhardiner heute noch.
Denn ein schwerfälliger Körperbau, der „imposante“ Molosserschädel, Unmengen an Stirnfalten, Hängelider waren keine Merkmale des ursprünglichen Bernhardiners. und selbst wenn, es schadet dem Hund und seiner Lebensqualität.
Die Zeiten als Modehund (namens Beethoven) hat der Bernhardiner jetzt immerhin wieder hinter sich.
Und viele Züchter besinnen sich jeder auf einen etwas robuster gebauten Hund mit hochbeinigem und gut bemuskeltem Körper, weniger Falten und einem ebenso liebenswerten Charakter.
Temperament und Haltung
Die Zeiten als Rettungs- und Lawinenhund hat der Bernhardiner natürlich längst hinter sich gelassen.
Heute wird er vor allem als Familienhund für seine belastbare Geduld, seine in sich ruhende Art, seine Selbstsicherheit und sein ausgeglichenes Temperament geschätzt.
Als Wohnungshund ist so ein Riese natürlich wenig geeignet, allein schon aufgrund der Treppen und des höheren Platzbedarfs.
Bernhardiner geben nicht nur viel Liebe, sie wollen auch ihrerseits viel Zuneigung und Aufmerksamkeit von ihrer Familie bekommen.
Sie gelten als wachsam, schrecken aber allein schon durch ihre Erscheinung vermutlich jeden ab.
Man sollte auch nicht unterschätzen, dass sie bei allem Sanftmut auch sehr stark sind. Ist ein Bernhardiner einmal auf Betriebstemperatur und in Bewegung, muss man selbst kräftig genug sein ihn halten zu können. Gerade junge Bernhardiner können schon recht lebhaft sein.
Dieser sehr großen Hunderasse wird nachgesagt speziell geduldig und robust im Umgang mit Kindern zu sein. Dennoch ist so eine Eigenschaft natürlich nicht fix im Hund verankert, sondern muss gefördert werden! Denn auch ein Bernhardiner verliert irgendwann die Geduld, wenn die Kinder sich nicht an normale Regeln im Umgang mit dem Lebewesen Hund halten.
Hunde sind Individuen!
Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe. Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.
Gesundheit
Bei großen und vor allem schweren Hunde wie der Bernhardiner machen sich orthopädische Probleme natürlich schnell bemerkbar. Auch die Lebenserwartung ist geringer als bei leichteren Hunden.
Wer einen gesunden Bernhardiner sucht, kontaktiert dabei am besten Züchter eines offiziellen Verbandes, die sich einer Zucht hin zu etwas gemäßigten Merkmalen verschrieben haben. Dazu gehören ein leichterer Körperbau, straffe Haut mit korrektem Lidschluss und eine rigorose Untersuchung beider Elterntiere und deren Vorfahren auf alle rassetypischen Erkrankungen.
- Polyneuropathie (LPN)
- Hüftgelenksdysplasie (HD)
- Ellbogengelenksdysplasie (ED)
- Ektropium
- Entropium
- Erbliche Augenerkrankungen
- Dilatative Kardiomyopathie (DCM)
- Degenerative Myelopathie
- Herzerkrankungen
- Osteosarkom[12]
- Epilepsie
- Faltenekzeme
Anschaffung
Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:
Die offizielle Anzahl von Bernhardiner-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 213 und 471[4].
Links
[1] FCI-Standard Nr. 61: St. Bernhardshund (Bernhardiner) (2016);
http://www.fci.be/de/nomenclature/ST-BERNHARDSHUND-BERNHARDINER-61.html
[2] VDH-Rasseportrait: Bernhardiner.
[3] Bernhardiner Club Deutschland e.V.: Der Bernhardiner.
[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021);
https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/
[5] Barryland – Musée et Chiens du Saint-Bernard; https://fondation-barry.ch/DE/die-geschichte
[6] William Youatt (1845): The Dog. https://archive.org/details/Youatt1845wt42Y/page/6/mode/1up
[7] Sanford Reed Speelman (1926): Breeds of Dogs. https://archive.org/details/CAT87207127
[8] Walter Esplin Mason (1915): Dogs of all Nations. https://archive.org/details/dogsofallnations00masorich/page/84/mode/2up
[9] Smithsonian Magazine: A Brief History of the St. Bernard Rescue Dog (Jess Blumberg; 2016); abgerufen 04/2021 von https://www.smithsonianmag.com/travel/a-brief-history-of-the-st-bernard-rescue-dog-13787665/
[10] Hugh Dalziel (1881): British Dogs. https://archive.org/details/britishdogstheir00dalzrich/page/n418/mode/1up
[11] St. Bernhards-Klub e.V.: Der Bernhardiner – Ein sanfter Riese.
[12] Steen Bech-Nielsen, D.V.M., M.Sc., Mark E. Haskins, V.M.D., M.S.,, John S. Reif, D.V.M., M.Sc., Robert S. Brodey, D.V.M., M.Sc., Donald F. Patterson, D.V.M., D.Sc., Richard Spielman, Ph.D, Frequency of Osteosarcoma Among First-Degree Relatives of St. Bernard Dogs, JNCI: Journal of the National Cancer Institute, Volume 60, Issue 2, February 1978, Pages 349–353, https://doi.org/10.1093/jnci/60.2.349