Berger de Picardie

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Der Berger de Picardie ist eine französische Hunderasse, die einst als wachsamer Hirtenhund zur Arbeit an Viehherden genutzt wurde. Picardie-Schäferhunde sind selten, aber Liebhaber schätzen den soliden und ausgeglichenen Charakter dieser wuscheligen Begleithunde.

Steckbrief:
Berger de Picardie

Der französische Berger de Picardie ist ein eigenständiger Schäferhund mit charmantem Charakterkopf.

Größe
 54-61 cm
♂ 59-66 cm

Gewicht
23-32 kg

Hundetyp
Schäferhund

Lebensdauer
12-14 Jahre

Geschichte und Herkunft

Die genaue Abstammung des Picardie-Schäferhundes ist unklar, denn es handelt sich um eine alte Hunderasse.

Rauhaarige Schäferhunde und auch die direkten Vorfahren dieser französischen Hunderasse sollen schon durch die Kelten in Europa verbreitet worden sein[6,7]. Aber das ist natürlich nicht bewiesen und nur eine ziemlich wackelige Vermutung[3].

Tatsächlich gibt es aber schon seit langer Zeit Hüte- und Hirtenhunde in Europa.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 kam zu dem Ergebnis, dass es bereits vor 1859 einen in Europa weit verbreiteten Typ Hirtenhund gegeben hat.

Aus diesem gemeinsamen Vorfahren entwickelten sich u.a. der Deutsche Schäferhund, der italienische Bergamasker Hirtenhund und auch der der französische Berger Picard[5].

Die Heimat des rustikalen Picardie-Schäferhundes liegt offiziell in Nordfrankreich, aber ähnliche Hunde waren in ganz Nordwesteuropa verbreitet[1].

Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert sind zudem nicht immer leicht zuzuordnen.

Denn neben dem Berger de Picard kamen in Nordfrankreich ja auch noch die Hütehundrassen Berger de Beauce und Berger de Brie und die flandrischen Bouviers in ihrer damals noch größeren Formenvielfalt vor.

Heute wissen wir jedoch, dass der Berger Picard näher mit dem Deutschen Schäferhund als mit dem Briard, Beauceron oder Bouvier verwandt ist[8].

Bereits 1863 wurde diese Hunderasse auf der ersten französischen Hundeausstellung vorgeführt. Allerdings war die rustikale Bauernhund-Optik nicht nach dem damaligen Geschmack, so dass dem Berger Picard eine frühe Karriere als Ausstellungshund erspart geblieben ist.

Liebhaber dieser Hunde versuchten etwa ab 1900 auch den Berger Picard als eigenständige Hunderasse zu etablieren. In den 1920er formulierte man einen ersten Standard für die Zucht dieser Hunde[3].

Allerdings wurde der Bestand dieser Hunde in beiden Weltkriegen stark dezimiert. Die Stammeltern der heutigen Picardie-Schäferhunde gehen auf eine Kreuzung der Restbestände ähnlicher Hunde nach Kriegsende und mit dem damaligen Bouvier des Flandres zurück[3].

Auch heute noch gibt es in Europa nur wenige dieser Tiere. Erst seit 1955 wird der Berger Picard als Hunderasse in der FCI anerkannt.

Größe und Aussehen

Mit 54-66 cm Schulterhöhe zählt der Picardie-Schäferhund zu den gerade noch mittelgroßen Hunderassen.

Der Körperbau des Berger Picard ist robust und kräftig bemuskelt. Dennoch ist er nicht schwerfällig, sondern ausdauernd und wendig.

Sein Blick ist aufgeweckt und sein Ausdruck wirkt durch die Griffonnage, also Augenbrauen und Bart, sehr charmant und rustikal. Auch die Stehohren mit der leicht abgerundeten Spitze lassen ihn sehr pfiffig aussehen.

Die Rute ist lang und macht am Ende einen kleinen Bogen nach oben.

Das raue Fell ist halblang und besitzt eine feine Unterwolle. Es fühlt sich ziegenartig und harsch an und verleiht dem Hund sein typisches Aussehen.

Die typischen Fellfarben sind fauve mit oder ohne viele schwarze Haarspitzen, gestromt oder schwarz bis schwarzgrau.

Temperament und Haltung

Picardie-Schäferhunde binden sich eng an ihre Familie.

Sie gelten als lebhaft, sportlich, unternehmungsbereit und angenehm[6].

Die große Anpassungsfähigkeit und ihre geduldige und ausgeglichene Art machen sie zu guten Begleithunden.

Allerdings sollen die Berger Picards auch ein bißchen eigenwillig sein und nicht immer ganz so kritik- und begeisterungsfähig wie andere Hütehunde, gerade was viele Wiederholungen der selben Aufgabe angeht.

Sie gelten insgesamt aber als sensibel und lernwillig, aber eben auch als selbstbewusste Charakterköpfe.

Die Picards können sich aber auch leidenschaftlich zeigen und brauchen viel Bewegung und Ansprache. Hüteinstinkt ist manchmal noch vorhanden. Und auch im Hundesport findet man hier oder da durchaus einzelne Picardie-Schäferhunde.

Ihre Erziehung erfordert viel Humor, Konsequenz und Geduld.

In den richtigen Händen zeigt der Berger Picard durchaus auch den Willen es seinen Menschen recht machen zu wollen[7].

Fremden gegenüber sind sie selten aufdringlich, sondern bleiben oft erstmal neutral und abwartend.

Die meisten Vertreter dieser Hunderassen neigen nicht zum übermäßigen bellen, machen aber bei Bedarf auch als Wachhund einen guten Job.

Die Fellpflege beschränkt sich auf gelegentliches Bürsten.

Hunde sind Individuen!

Die Vererbung von Temperament oder Charakter lässt sich weniger gut planen als die Vererbung von äußerlichen Merkmalen wie Größe oder Fellfarbe. Verhalten wird zudem beeinflusst durch Erfahrungen und Training. Achte darauf einen guten Züchter zu suchen, der sich besonders Mühe mit der Auswahl und Aufzucht seiner Hunde gibt.

Gesundheit

Trotz eines meist hohen Inzuchtfaktors durch die Geschichte dieser Hunde blieb dem Picard eine Häufung rassetypischer Probleme weitestgehend erspart. Viele dieser Hunde erreichen ein schönes Alter.

Verantwortungsvolle Züchter achten natürlich darauf, dass das so bleibt und untersuchen ihre Zuchttiere auf mögliche Probleme:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Osteochondrosis dissecans (OCD)
  • Erbliche Augenerkrankungen

Anschaffung

Hier findest Du Anlaufstellen für Vermittlungshunde und Welpen mit FCI-Papieren:

Die offizielle Anzahl von Berger de Picardie-Welpen lag in den letzten Jahren im VDH zwischen 18 und 78[4].

Links

[1] FCI-Standard Nr. 176: Picardie-Schäferhund (2014);
http://www.fci.be/de/nomenclature/PICARDIE-SCHAFERHUND-176.html

[2] VDH-Rasseportrait: Berger de Picardie.

[3] Club für Französische Hirtenhunde e.V.Rassebeschreibung Picard.

[4] Welpenstatistik der VDH-Mitgliedsvereine (2021);
https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/

[5] Andrea Talenti, Dayna L. Dreger, Stefano Frattini, Michele Polli, Stefano Marelli, Alexander C. Harris, Luigi Liotta, Raffaella Cocco, Andrew N. Hogan, Daniele Bigi, Romolo Caniglia, Heidi G. Parker, Giulio Pagnacco, Elaine A. Ostrander, Paola Crepaldi (2018). Studies of modern Italian dog populations reveal multiple patterns for domestic breed evolution. Ecology and Evolution. 8: 2911–2925. doi: https://doi.org/10.1002/ece3.3842

[6] Société Centrale Canine: Le Berger de Picardie (frz.).

[7] Les Amis Du Berger Picard: Caractéristiques (frz.).

[8] Parker, Heidi & Dreger, Dayna & Rimbault, Maud & Davis, Brian & Mullen, Alexandra & Carpintero-Ramirez, Gretchen & Ostrander, Elaine. (2017). Genomic Analyses Reveal the Influence of Geographic Origin, Migration, and Hybridization on Modern Dog Breed Development. Cell Reports. 19. 697-708. https://doi.org/10.1016/j.celrep.2017.03.079