Analytische Bestandteile im Hundefutter: Was es mit Rohasche & Co. auf sich hat

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Oft wird dazu geraten einen Blick auf  den Gehalt an verschiedenen Nährstoffgruppen im Futter zu schauen, bevor man sich die tatsächlichen Inhaltsstoffe ansieht. Diese analytischen Bestandteile sollen dabei helfen ein gutes Hundefutter auszuwählen.

Die Angaben sollen verschiedene Futtermittel quantitativ vergleichbar machen. Allerdings sagt der Gehalt an Rohprotein, Rohfaser, Rohfett oder Rohasche erstmal wenig über die Qualität der Zutaten aus.

Und was bedeuten diese Begriffe eigentlich?

Futtermittelanalytik

Bei der Analyse von Futtermitteln wird eine Stichprobe des Futters in seine Bestandteile aufgedröselt. Nährstoffgruppen werden als Feuchtigkeit, Rohasche, Rohprotein, Rohfett und Rohfaser zusammengefast und werden als Gewichtsanteil an der Frischmasse (also des Futters frisch aus der Packung) angegeben.

„Roh“ hat dabei gar nichts mit der Qualität der Inhaltsstoffe zu tun und bezieht sich auf „Rohstoff“ und nicht auf „rohe Zutaten“.

Hierzu werden einheitliche Labor-Methoden verwendet, damit die Werte vergleichbar bleiben.

Die Analyse von Rohnährstofffen in der so genannten „Weender Futtermittelanalyse“ wurde im heutigen Göttingen erfunden und geht ins 19. Jahrhundert zurück.

Heute kann diese weltweit angewandte Standardmethode durch moderne Trennverfahren ergänzt werden, was allerdings bei Hundefuttern selten angewandt wird.

Fehlertoleranzen: Wie genau kann man die analytischen Bestandteile nehmen?

Der Verband der europäischen Futtermitelindustrie FEDIAF gibt in seinem “ Code of Good Labelling Practice for Pet Food“ Richtwerte für erlaubte Abweichungen bei den Angaben der analytischen Bestandteile an[1]. Diese basieren auf den in der EG-Verordnung Nr. 767/2009, Anhang IV gemachten Angaben[4].

Diese Toleranzen berücksichtigen einerseits die unvermeidbaren technischen Ungenauigkeiten, andererseits aber auch die natürliche Schwankungen von Inhaltsstoffen in einzelnen Zutaten.

Ich habe bei den einzelnen analytischen Bestandteilen die für Mitglieder der FEDIAF (also so ziemlich alle Vermarkter und Hersteller von Hundefuttern) gültigen Toleranz-Spielräume aufgeführt.

Feuchtigkeit im Hundefutter

Im ersten Schritt wird die Futterstichprobe als Frischmasse bei über 100 °C getrocknet.

Dabei verdampft das im Futter enthaltene Wasser, aber auch flüchtige organische Substanzen wie z.B. Alkohole, Ammoniak oder Essigsäuren.

Der verdampfte Gewichtsanteil wird als Feuchtigkeit des Hundefutters angegeben, zurück bleibt die Trockenmasse oder Trockensubstanz.

Der Feuchtegehalt muss laut Information des Verbands der „European Pet Food Industry“ bei Trockenfuttern in der EU nicht zwingend angegeben werden, sofern er unter 14 % liegt[1].

Der Feuchtegehalt bestimmt darüber, ob es sich um ein Trockenfutter oder ein Nassfutter handelt. Bei der Deklaration der Futterkonsistenz gelten industrieübliche Definitionen[1]:

FutterartFeuchtegehalt
Trockenfutter 14 %
Halbfeuchtes Hundefutter14-60 %
Nassfutter> 60 %

Hunde, denen Trockenfutter gefüttert wird, haben einen erhöhten Wasserbedarf. Wer sich über artgerechtes Hundefutter Gedanken macht, sollte auch diesen Fakt miteinbeziehen:

  • Es ist nicht natürlich feuchtigkeitsreduzierte Trockenpellets zu konsumieren.
  • Halbfeuchte Hundeutter erinnern eher an feuchte Fleischbrocken, sind aber meist voller Konservierungsstoffe und Stabilisatoren, um die Feuchtigkeit halten zu können.
  • Nassfutter ist unter den Fertigfuttern die beste Wahl für den Hund, was den Feuchtegehalt angeht.

Da sich der Feuchtegehalt bei verschiedenen Futtern unterscheidet, muss man die weiteren Bestandteile im Hundefutter immer auf Basis der Trockensubstanz („Dry Matter Basis“) anschauen.

Rohasche im Hundefutter

Dieser Ausdruck verwirrt wohl die meisten Hundehalter. Viele denken hier würde dem Hundefutter künstlich Asche zugesetzt.

Tatsächlich bedeutet Rohasche im Hundefutter folgendes:

Wird die Trockenmasse auf 550 °C erhitzt, verglühen alle  organischen Bestandteile des Futters. Zurück bleibt ein Rückstand aus anorganischen mineralischen Elementen. Als Rohasche werden also die bei 550 ° C nicht brennbaren Bestandteile im Futter bezeichnet.

Hersteller dürfen diesen Wert auch als „Ascherückstand“ oder als „anorganischer Stoff“ deklarieren.

Bei sehr energiedichten (kalorienreichen) Hundefuttern muss man natürlich täglich weniger füttern als bei kalorienreduzierten Alleinfuttern. Damit der Hund trotzdem alle Nährstoffe in seinen Tagesrationen erhält, sind diese Futter in der Regel mit mehr Mineralstoffen angereichert.

Zu Rohasche zählen aber nicht nur die Spuren- und Mengenelemente mit Nährwert für den Hund. Auch Verunreigungen mit anorganischem Anteil (Erde, Sand) machen sich hier bemerkbar.

Im Meyer-Zentek wird als Richtwert ein Rohasche-Gehalt von <10 % in Trockenfuttern und < 2 % in Nassfuttern mit mittlerem Fett- und Proteingehalt empfohlen[2].

Weit darüber liegende Werte sollten also stutzig machen. Denn einerseits kann das auf einen hohen Anteil von z.B. schlecht verdaulicher Knochensubstanz im Hundefutter hinweisen. Oder das Futter ist übermineralisiert, was sich in der Liste an Zusatzstoffen zeigen sollte.

Laut einer Untersuchung an der TiHo Hannover sind bei bei Variation der Rohaschegehalte im Futter zwar keine direkten negativen Einflüsse auf Verdaulichkeit oder Harnzusammensetzung zu befürchten ist, da überschüssige Mineralstoffe fäkal ausgeschieden werden[5].

Jeder Barfer kennt das Phänomen in Form von „Knochenkot„, aber bei täglich gefüttertem Fertigfutter möchte man ja in der Regel ja für Nährstoffe bezahlen, die der Hund auch tatsächlich verdauen kann.

Theroretisch ist es möglich halbwegs genau anzugeben, welche Mineralstoffe genau im Futter enthalten sind, z.B. das Calcium/Phosphor-Verhältnis. Allerdings findet man solche Angaben nur bei wenigen Hundefuttern.

Und selbst wenn man diese Angaben findet, bedeutet das nicht unbedingt, dass alle Mineralien in der Rohasche tatsächlich für den Hund verdaulich wären.

Rohprotein im Hundefutter

Der Gehalt an Rohprotein oder Protein im Futter geht auf ein Schätzverfahren zurück. Proteine bestehen aus verketteten Aminosäuren. Und Aminosäuren enthalten Stickstoff.

Bei der Erfassung des Rohproteins bestimmt man also zunächst den Anteil an Stickstoff in der Trockensubstanz. In pflanzlichem bzw. tierischem Protein sind durchschnittlich ca. 16 % Stickstoff enthalten. Per Dreisatz erhält man durch Multiplikation mit dem Faktor 6,25 (100/16) den geschätzten Rohprotein-Gehalt.

Das ist natürlich ein sehr fehleranfälliges Verfahren, denn die 16 % sind nur ein Durchschnittswert, der bei einzelnen tierischen oder pflanzlichen Proteinquellen stark abweichen kann.

Hier werden also nicht nur reine Eiweiße und Aminosäuren, sondern alle stickstoffhaltigen Verbindungen gebucht. Also auch andere organische Verbindungen mit Stickstoffanteil, z.B. pflanzliche Alkaloide oder Farbstoffe.

Im Meyer-Zentek wird als grober Richtwert ein Rohprotein-Gehalt von >18-25 % in Trockenfuttern und >5,5 % in Nassfuttern mit mittlerem Fettgehalt empfohlen[2].

Für gesunde Zuchthunde, Welpen und Hundesenioren ist ein höherer Rohprotein-Gehalt angeraten.

Wie viel Protein zu viel für den Hund ist, ist ein Streitthema. Viel Fleisch im Hundefutter gilt als natürlich und artgerecht. Die Verfechter von pflanzen- und kohlehydratreicher Fütterung (lies: Futterproduzenten) warnen hingegen  vor möglichen Organschäden durch eine chronisch zu hohe Proteinzufuhr.

Bei Hunden mit Leber- und Niereninsuffizienz sowie anderen Organ- und Stoffwechselerkrankungen sollte man die Fütterung ohnehin mit dem Tierarzt durchsprechen. Bei kranken Hunden können eine proteinarme Fütterung und eine Umstellung auf leichtverdauliche Proteine nützlich sein.

Ansonsten gibt es bislang keine nachvollziehbaren Fakten gegen eine proteinreiche Fütterung für gesunde Hunde. Selbst im Internetauftritt der European Pet Food Industry findet man lediglich die harmlose Aussage, dass überschüssiges Protein im Hundefutter keinen Mehrwert bringt und ausgeschieden wird[3].

Zumal es ohnehin auf die tatsächliche Verdaulichkeit der verwendeten Proteinquellen im Hundefutter ankommt.

Viel Rohprotein erhöht die Akzeptanz des Hundefutters und macht uns Halter glücklich.

Deshalb wird hier gern getrickst und der Gehalt durch die Beigabe an für die hündische Verdauung minderwertigem Pflanzenprotein (Gluten) oder minderwertigen tierischen Nebenerzeugnissen künstlich in die Höhe getrieben.

Vor allem letztere bringen ggfs. kaum zusätzlichen Nährwert für den Hund. Klar, wenn ich das Futter voller Häute, Horn und Hufe packe, führt das zu einem hohen analytischen Messwert, aber wenig bioverfügbaren bzw. tatsächlich verdaulichem Protein im Futter.

Das wirklich verwertbare Rohprotein wird auch als verdauliches Rohprotein (vRP) bezeichnet, wird aber scheinbar selten ermittelt oder transparent deklariert. Bei hochwertigen Futtern hingegen wird mit feineren Messverfahren teilweise sogar das Profil an Aminosäuren im Alleinfutter bestimmt.

Rohfett im Hundefutter

Der Gehalt an Rohfett (Rohöle und Rohfette, Fettgehalt) wird ermittelt, indem die Trockenmasse mit Fettlösemitteln behandelt wird. Zum Rohfett zählen alle löslichen Inhaltsstoffe wie Fette, aber auch Wachse und fettlösliche Vitamine.

Fette im Hundefutter tragen einerseits zur Energiedichte des Futters bei, stellen aber auch essentielle Fettsäuren bereit oder wirken als Geschmacksverstärker. Viele Trockenfutter sind mit Fett überzogen, um sie glänzender und appetitlicher zu machen.

Der analytische Rohfett-Gehalt sagt aber nichts über die genaue Zusammensetzung der Fette im Hundefutter aus. Und die fettreichen Inhaltsstoffe im Hundefutter reichen von guten Futterölen über pflanzliche Zutaten (Sojaöl, Vollkorn, Mais) hin zu Industrieresten und tierischen Nebenprodukten wie Talg, Schmalz oder Grieben.

Im Meyer-Zentek wird als Richtwert ein Rohfett-Gehalt von >5 % in Trockenfuttern und >1  % in Nassfuttern für den Erhaltungsstoffwechsel empfohlen[2].

Bei guten Hundefuttern wird angegeben wie viele essentielle mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten sind und am besten auch, welche Fette und Fettsäuren genau enthalten sind. Um nicht offen deklarierte Überbegriffe wie „Fett und Öle“ sollte man eher einen Bogen machen.

Rohfaser im Hundefutter

Um den Gehalt an Rohfaser zu ermitteln, wird die Trockenmasse in Säure sowie in Lauge ausgekocht. Übrig bleiben die für den Hund nicht verdaulichen Bestandteile aus pflanzlichen Zellwänden, u.a. Cellulose.

Rohfaser darf nicht mit Ballaststoffen verwechselt werden. Ein Großteil der Ballaststoffe im Hundefutter ist für die Darmflora des Hundes fermentierbar und leistet einen Beitrag für die Ernährung. Diese Bestandteile werden nicht als Rohfaser aufgeführt.

Die nicht-verdauliche Rohfaser dient nicht dem Nährwert, sondern erfüllt mechanische Funktionen. Sie soll die Darmbewegung anregen oder die allgemeine Verdaulichkeit des Futters zu beeinflussen.

Im Meyer-Zentek wird als Richtwert ein Rohfett-Gehalt von >1-3 % in Trockenfuttern und >0,2  % in Nassfuttern für den Erhaltungsstoffwechsel[2].

Weit darüber liegende Werte führen zu großen Kotmengen und lassen auf einen zu hohen Pflanzenanteil im Futter schließen.

Auch hier ist es technisch möglich genauere Angaben zu machen. Die Gesamtnahrungsfasern (total dietary fibre) oder die Einteilung in lösliche und nicht-lösliche Bestandteile könnte theoretisch angegeben werden.

Stickstofffreie Extraktstoffe (NfE)

Zieht man von der Frischmasse die ermittelten Werte für Feuchtigkeit, Rohprotein, Rohasche, Rohfett und Rohfaser ab, erhält man die so genannten stickstofffreien Extraktstoffe (nitrogen-free extracts).

% Stickstofffreie Extrakte = 100 % Feuchtigkeit % Rohprotein % Rohfett % Rohasche % Rohfaser

Hierbei handelt es sich um organische Substanzen, darunter Zucker, Stärke, lösliche Ballaststoffe (Pektin, Inulin), aber auch organische Säuren und lösliche pflanzliche Faserstoffe.

Die Angabe des NfE-Gehalts ist nicht verpflichtend und wird vermutlich auch bewusst gerne unterschlagen. Denn man befürchtet, dass ein hoher Gehalt an Kohlehydraten uns Verbraucher verschreckt.

Eine Angabe dieses Werts und sogar Unterteilung in Stärke und Zucker sowie den „organischen Rest“ scheint technisch möglich, wird aber selten durchgeführt.

Problematisch bei der genauen Ermittlung des NfE-Gehalts sind mitunter die erlaubten Fehlertoleranzen bei den anderen Messwerten. Denn natürlich ist kein Messverfahren frei von Fehlern und die Inhaltsstoffe in Futtermitteln unterliegen gewissen Schwankungen.

Außerdem werden bei Rohfett und Rohprotein Mindestwerte, bei Rohasche und Rohfaser jedoch die Maximalwerte angegeben. Man kann hier also nur grob überschlagen, wie viele NfE im Hundefutter zu finden sind.

Fazit

Die analytischen Bestandteile sind nur grobe Richtwerte. Sie geben einen ersten Hinweis darauf, ob ein Hundefutter arg von der Norma abweicht. Allerdings bietet sich durch die weit gefassten Analyseparameter hier auch viel Raum für Schummelei und Missverständnisse.

Man sollte durch die erlaubten Abweichungen vom angegebenen Wert auch bitte gar nicht erst anfangen diese Werte auf die Nachkommastelle genau zu vergleichen.

Viel wichtiger als die analytischen Bestandteile sind die tatsächlichen Inhaltsstoffe und deren Wertigkeit und Nährwert für den Hund!

Schön wäre es insgesamt, wenn in der Deklaration genauere Angaben zu den für Hundehalter interessanten Inhaltsstoffen gemacht werden würden (Zuckergehalt, lösliche Ballaststofe, etc.).

Bitte handle mit gesundem Menschenverstand immer im Sinne Deines Tieres: Ein kranker Hund gehört zum Tierarzt! Du findest hier lediglich allgemeine Informationen über Beschwerden und Symptome. Du findest hier weder Ersatz für eine individuelle tierärztliche Beratung noch Therapieempfehlungen. Die hier präsentierten Produkte oder Aussagen sind nicht geeignet klinische Krankheitsbilder vorzubeugen, zu diagnostizieren oder zu behandeln.

Quellen

[1] FEDIAF: Code of Good Labelling Practice for Pet Food; http://www.fediaf.org/images/FEDIAF_Labelling_Code_October_2018_online_final.pdf

[2] Meyer, H., Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke Verlag, Stuttgart.

[3] FEDIAF: NUTRITIONAL NEEDS OF CATS AND DOGS;
http://www.fediaf.org/39-prepared-pet-foods/86-nutritional-needs-of-cats-and-dogs.html

[4] Verordnung (EG) Nr. 767/2009 des Europäischen Parlaments, Anhang IV:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32009R0767&from=DE

[5] Schaepe, Katrin: Untersuchungen an Hunden zur Rohnährstoffverdaulichkeit sowie Kot- und Harnzusammensetzung bei Variation der Rohaschegehalte im Futter durch unterschiedlich knochenreiche Schlachtnebenprodukte. Hannover 2011. Tierärztliche Hochschule.

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