Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten beim Hund: Wenn das Hundefutter Allergien auslöst

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Viele Komponenten im Hundefutter sind potentielle Allergen, jedoch treten in der Regel Reaktionen auf tierische Proteinquellen auf.

Hier habe ich ein paar Informationen rund um Futtermittelallergien und  -unverträglichkeiten beim Hund zusammengefasst.

Was ist eine Futtermittelunverträglichkeit?

Zu den Symptomen einer Unverträglichkeit oder Intoleranz kommt es, wenn ein Verdauungsproblem vorliegt. Eine Intoleranz ist keine Allergie, das körpereigene Immunsystem ist hier nicht beteiligt.

In vielen Fällen handelt es sich um eine Verdauungsstörung:

Zu einer Intoleranz kann es kommen, wenn dem Hund die Enzyme oder Transportproteine fehlen, um bestimmte Nährstoffe im Nahrungsbrei zu verdauen, zur Darmwand zu transportieren oder durch die Darmwand hindurch in den Blutkreislauf zu schleusen.

Meist liegt ein Gendefekt vor, der dafür sorgt, dass ein Enzym oder Transporterprotein nicht normal funktioniert. Beim Menschen bekannte Unverträglichkeiten richten sich z.B. gegen Gluten, Fruchtzucker, Laktose, Süßungsmittel oder Saccharose.

Die Sorge vor Unverträglichkeiten hat in den letzten Jahren wahnhafte Züge angenommen. Es bilden sich zum Beispiel weit mehr Leute ein an sie oder ihre Haustiere würden an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden als das für Mediziner nachvollziehbar ist. Und auch beim Hund ist „glutenfreies Hundefutter“ der letzte Schrei.

Gluten gilt tatsächlich als eine minderwertige Proteinquelle für Hunde und 2007 führte mit Melamin kontaminiertes Gluten aus China zum wohl bislang größten Produktrückruf in der US-Geschichte. Das hat verständlicherweise zu einer generalisierten Sorge vor Gluten geführt.

Warnungen vor dem Risiko einer Unverträglichkeit sind allerdings derzeit nicht belegbar. Einzig beim Border Terrier (Canine Epileptoid Cramping Syndrome, CECS ) und beim Irish Setter ( Gluten sensitive enteropathy, GSE) sind Erbdefekte bekannt, die mit einer Glutenunverträglichkeit einhergehen.

Normalerweise ist es nicht weiter schlimm, wenn manche Nährstoffe nicht komplett verdaut werden. Selbst die Nährstoffe, die ein Hund theoretisch normal verdauen könnte, werden fast nie zu 100 % ausgenutzt. Überschüssige Nährstoffe kann ein gesunder Hund normalerweise problemlos ausscheiden.

Problematisch an dem viel zu großen Überschuss an nicht verdaulichen Nährstoffen bei einer echten Unverträglichkeit ist, dass diese im Dickdarm als Nährstoffe für die Mikroorganismen der Darmflora dienen. Und wenn die Darmbakterien plötzlich viel mehr Nährstoffe erhalten als üblich, produzieren sie mehr Gase.

Diese Gase sorgen für Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Deshalb richten sich die meisten Unverträglichkeiten auch gegen Zucker und einfache Verbindungen, diese sind für Darmbakterien eine besonders willkommene Mahlzeit.

Unverträglichkeiten können sich bei chronischer Exposition aber auch in unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Nervosität zeigen. Aber längst nicht jede diffuse Symptomatik ist das Resultat einer Futtermittelunverträglichkeit.

Was ist eine Futtermittelallergie?

Bei einer Futtermittelallergie reagiert das Immunsystem des Hundes überempfindlich auf eine eigentlich harmlose Zutat im Hundefutter.

Die Immunreaktion richtet sich dabei gegen Allergene in einzelnen Lebensmitteln, meist gegen Eiweiße oder Eiweißverbindungen.

Nach dem ersten Kontakt zu einem Allergen kommt es zu einer Sensibilisierung, die Tage bis Jahre dauern kann. Das Immunsystem ist dann über das Allergen alarmiert und bereit zu reagieren. Beim erneuten Kontakt mit einem Allergen kann es dann zu den Symptomen einer Allergie kommen.

Ein Hund muss also mindestens zweimal Kontakt mit einer Zutat gehabt haben, um überhaupt allergisch reagieren zu können. Viele Hunde werden mindestens zwei Jahre lang regelmäßig mit einer potentiell irritierenden Zutat gefüttert, bevor sie Symptome zeigen[1].

Allergien und Immunbiologie sind ein sehr komplexes Thema. Man kennt ja selbst die vielen möglichen Szenarien einer Allergie. Die Symptome einer Erdnussallergie sind meist sehr viel bedrohlicher als eine milde Reaktion gegen Hausstaubmilben. Und Heuschnupfen äußert sich bei den meisten Menschen anders als eine Bienenstichallergie.

Das hängt großteils damit zusammen, wie und mit welchen Antikörpern das Immunsystem auf einen „Eindringling“ reagiert. Ohne näher in die Details zu steigen: Lebensbedrohliche Sofortreaktionen auf Futtermittel sind theoretisch auch beim Hund möglich, aber in der Praxis der absolute Sonderfall.

Viel häufiger sind Spätreaktionen mit Juckreiz, Hautrötung, Entzündungen, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden.

Risikofaktoren für eine Futtermittelallergie beim Hund

Die Entstehung von Allergien ist ein multifaktorieller Prozess. Es gibt nicht den einen Allergieauslöser. Selbst bei exakt gleichen Haltungsbedingungen im selben Haushalt hängt es von individuellen Risikofaktoren ab, ob einzelne Hunde eine Allergie entwickeln:

  1. Genetik

    Allergien häufen sich in bestimmten Hunderassen (Frenchie, DSH, Labrador, etc.) und Hundefamilien, haben also eine erbliche Komponente.

    Viele Hunde zeigen dabei nicht nur eine spezifische Futtermittelallergie, bei etwa 20-30 % der betroffenen Hunde gehen weitere Allergien (Umweltsubstanzen, Flohspeichel) mit der Futterallergie einher[1].
  1. Exposition

    Je häufiger und intensiver der Kontakt zu einem Allergen erfolgt, desto wahrscheinlicher wird eine Sensiblisierung.

    Ein Leben lang nur Futter „mit Hühnchen“ oder „mit Soja“ zu füttern, kann zur Entstehung einer Allergie gegen diese Zutaten beitragen. Schuld an einer Futtermittelallergie ist mitunter eine wenig abwechslungsreiche Fütterungsmethode!
  1. Allergene Potenz

    Das Potential einer Substanz womöglich eine Allergie im Körper auszulösen, wird als dessen Immunogenität bezeichnet.

    Große körperfremde Proteine sind allgemein immunogener als kleine körpereigene Strukturen. Gegen Wasser oder Zucker kann man nicht allergisch sein.

    Und auch die von vielen Hundeeltern als bedenklich hinsichtlich Allergierisiko eingestuften Zusatzstoffe sind zwar oft keineswegs gesund für den Hund, sind aber aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht ausnahmslos alle geeignet, um als Allergene zu dienen.

    Bei stabilen, schwer verdaulichen Proteinen hingegen bleiben die potentiell allergieauslösenden Strukturen während der Passage durch den Verdauungstrakt länger erhalten als bei Eiweißen, die schnell verdaut und abgebaut werden.
  1. Darmgesundheit

    Ist die Abwehrfunktion der Darmschleimhaut geschwächt, können potentielle Allergene leichter durch diese Barriere ins Blut- und Lymphsystem eindringen, die sonst gar nicht bemerkt worden wären.

    Ein Zusammenhang zwischen IBD beim Hund (Inflammatory bowel Disease) und Futterallergien ist absolut dennkbar, aber noch wenig erforscht[9].
  1. Weitere Faktoren

    Beim Menschen gibt es Hinweise darauf, dass noch weitere Kriterien eine Rolle bei der Entstehung von Allergien spielen könnten, z.B. Vitamin-D-Mangel oder Übergewicht.

    Die Entstehung einer Allergie richtet sich auch nach dem aktuellen Befinden des Immunsystems. Deshalb muss man zum Beispiel auch zum „nachimpfen“.

    Es besteht immer die Möglichkeit, dass der Körper auch mal ein Allergen übersieht und keine Antikörper bildet. Beim Futter ist das gut, beim Impfen wäre das eher doof.

Kreuzallergien

Eine Kreuzallergie ist eine allergische Reaktion auf Substanzen, die dem eigentlich Allergen chemisch ähnlich sind. Der Körper erkennt nicht das komplette Lebensmittel, sondern reagiert nur auf kleine Oberflächenstrukturen. Und diese können bei verschiedenen Lebensmitteln fast identisch sein.

Zu den bekannten Kreuzallergien beim Menschen zählen z.B.  Sellerie/ Karotte, Kiwi/Apfel/Karotte/Getreidemehl, Ei/Geflügel, Milch/ Rind/ Soja. Und auch Pollenallergiker reagieren manchmal kreuzallergisch auf Nahrungsmittel!

Auch beim Hund gibt es Hinweise auf eine höhere Chance für Kreuz-Sensibilität gegen Lebensmittel der gleichen taxonomischen Gruppe (Proteine von Säugetieren, Proteine von Geflügel, Fischproteine oder Pflanzenproteine)[10].

Bei Lebensmitteln mit bekannter Kreuzreaktion wird auch gerne von „allergieauslösenden Substanzen“ gesprochen. Aber es ist keineswegs so, dass man immer gegen alle ähnlichen Stoffe reagiert. In vielen Fällen bleibt es bei der Reaktion auf das Allergen, gegen das der Körper sensibilisiert ist.

Allergien, die auf einer Kreuzreaktion beruhen, werden auch als „sekundäre Allergien“ bezeichnet.

Dieses Phänomen ist vor allem wichtig bei der Auswahl von Allergenen, die man in der Diät des allergischen Hundes vermeiden möchte: Ist der Hund erwiesenermaßen gegen Rind allergisch, sollte man also besser auch Milchprodukte meiden. Ist der Hund gegen Huhn allergisch, sollte man auch Truthahn meiden, etc.

Pseudoallergien

Bei einer Pseudoallergie wird kein bestimmtes Allergen erkannt. Stattdessen sind manche Substanzen in Einzelfällen dazu in der Lage eine unangemessene Ausschüttung von Histamin im Körper zu verursachen.

Das veranlasst den Körper zu einer unspezifischen Entzündungsreaktion mit einer Fülle an allergie-ähnlichen Symptomen. Im Gegensatz zu „echten“ Allergien braucht es hier keine Sensibilisierung, die Reaktion kann schon beim ersten Kontakt auftreten.

Als Ursachen für Pseudoallergien beim Menschen gelten Arzneimittel und bestimmte Zusatzsstoffe. Insgesamt sind Pseudoallergien allerdings wirklich, wirklich selten.

Was sind die Symptome einer Futtermittelallergie?

Man denkt automatisch eine empfindliche Reaktion auf Futtermittel müsse sich zwangsläufig in gastrointestinalen Beschwerden wie Bauchweh oder Durchfall äußern. Viele wohlgemeinte Infoseiten im Internet behaupten auch einfach, dass das eins der Leitsymptome einer Futterallergie wäre.

Das ist zwar in eher seltenen Fällen auch tatsächlich möglich, aber viel häufiger sind Juckreiz und daraus folgend Hautprobleme wie Schuppen, Hot Spots oder Haarausfall. Juckreiz macht sich meist im Gesicht, Gliedmaßen, Armbeugen, After und Ohren bemerkbar.

Auch Nesselsucht, Ödeme und Entzündungsherde an Ohr und Mund kommen vor.

Juckreiz ist ziemlich leicht zu erkennen. Der Hund kratzt und schubbelt sich ständig, hat feuerrote Haut oder beißt sich auf den eigenen Pfoten herum.

Hier muss man natürlich bedenken, dass Juckreiz beim Hund nicht immer mit einer Futtermittelallergie zusammenhängt. Es gibt eine ganze Palette von Hautkrankheiten und Parasiten, die ebenfalls zu den Symptomen einer atopischen Dermatitis führen können.

Auch ein Mangel an Fettsäuren in der Ernährung kann zu einem schlechten Hautbild führen!

Außerdem kann ein Hund natürlich noch auf andere Substanzen allergisch reagieren. Futtermittel stehen als Auslöser erst an dritter Stelle, viel häufiger sind Umweltallergien und eine Flohspeichelallergie, welche im Gegensatz zur Futtermittelallergie eher saisonal auftreten.

Bei einer Untersuchung an britischen Hunden im Jahr 2002 konnte nur bei etwa einem Drittel der Hunde mit den Symptomen einer atopischen Dermatitis eine Sensibilität für Futtermittel nachgewiesen werden. Und nur bei einem Bruchteil dieser Hunde gab es weitere Symptome, darunter vor allem Ohrentzündungen[2].

Wie häufig sind Futtermittelallergien und -unverträglichkeiten?

Hier muss man allerdings ein bißchen reflektiert bleiben.

Umfragen ergeben immer wieder, dass weit mehr Menschen glauben sie oder eins ihrer Haustiere würde unter Sensitivitäten, Unverträglichkeiten oder Allergien leiden als Schätzungen das tatsächlich vermuten lassen.

Und auch die Angaben, wie viele Hunde überhaupt Symptome zeigen oder bei wie vielen Hunden mit Symptomen jetzt tatsächlich eine Allergie oder Unverträglichkeit ursächlich ist, schwanken je nach Autor und Untersuchung zwischen ein- und zweistelligen Prozentangaben.

Laut einer Literaturübersicht aus 2006 soll eine Futtermittelallergie für nur 1 % aller Hauterkrankungen verantwortlich sein[1,8]!

Dabei wird übersehen, dass wir durch unsere Evolution darauf gepolt sind jede unangenehme Körpersymptomatik auf voran gegangene Mahlzeiten zu beziehen („giftige“ Lebensmittel nicht nochmal zu probieren kann schließlich lebensrettend sein).

Und auch die sozialen Medien tragen dazu bei, dass man glaubt mittlerweile wäre jeder zweite Hund gegen irgendwas allergisch oder unverträglich. Denn klar, hier kriegt man gebündelte Antworten von hunderten Hundehaltern zu einem spezifischen Thema. Das spiegelt nicht die tatsächliche Statistik wider.

Auf welche Allergene im Hundefutter können Hunde allergisch reagieren?

Auf so ziemlich alle! Hunde können allergisch auf Getreide, Schwein, Huhn, Rind, Kaninchen, Hülsenfrüchte, Fisch, Milchprodukte, Eier, Zusatzstoffe und viele weitere Substanzen in ihrem Futter reagieren.

Wobei die meisten allergischen Hunde eine Überempfindlichkeit gegenüber den Proteinen in diesen Zutaten aufweisen.

Die Häufigkeiten von Allergien beim Hund sagt erstmal nichts über die Qualität der Allergene aus. Im Prinzip sind es meist die am häufigsten gefütterten Zutaten oder Zusatzstoffe, die am häufigsten zu Allergien führen!

Laut einer Studie galten Stand 2016 Rind, Milchprodukte, Huhn und Weizen als häufigste tatsächlich identifizierte Auslöser für Symptome bei allergischen Hunden[3].

Die bekanntesten Allergien beim Hund richten sich dabei gegen Huhn und Rind.

Denn diese tierischen Proteinquellen werden am häufigsten gefüttert. Der vermeintliche Anstieg an Soja-Allergien hängt deshalb vermutlich mit der flächendeckenden Einführung von Soja in Hundefuttern zusammen.

Milben und Verunreinigungen

Hunde können auch allergisch auf nicht erwünschte Verunreinigungen im Futter reagieren. In so ziemlich jedem Trockenfutter findet man Futtermilben oder andere Milben, nachdem der Sack einmal aufgerissen ist. Aber durch undichte Verpackungen können Milben auch schon an der Produktionsstätte eindringen.

Eine 2003 veröffentlichte Untersuchung an Hunden mit atopischer Dermatitis fand bei einem Großteil der Hunde eine Überempfindlichkeit gegen bekannte Allergene in den Milbenarten Acarus siro (Mehlmilbe), Blomia tropicalis (eine tropische Staubmilbe), und Tyrophagus putrescentiae (Schimmelmilbe)[4].

Und eine Meta-Analyse wissenschaftlicher Literatur zu dem Thema kam zu dem Schluss, dass eine Allergie gegen Futtermilben aus der Gattung Tyrophagus sp.  in vielen Fällen die Symptome einer vermeintlichen Futtermittelallergie vortäuschen könne[5].

Auch Schädlinge wie Mehlmotten und Käfer (und deren Proteine) landen dem amerikanischen Dog Food Advisor zufolge regelmäßig über Getreide im Hundefutter [6].

Es wird deshalb empfohlen speziell im Rahmen einer Ausschlussdiät auf lang eingelagertes Futter zu verzichten und lieber frisch geöffnetes Futter mit geringer Milbenbelastung zu verfüttern. Oder frisch für den Hund zu kochen!

Wie kann man Futtermittelallergien feststellen, vorbeugen und behandeln?

Ständiger Juckreiz schränkt die Lebensqualität des Hundes massiv ein und muss behandelt werden!

Eine Allergie ist allerdings nicht heilbar, man kann aber die Symptome lindern. Die beste Vorgehensweise bei Futtermittelallergien ist es das entsprechende Lebensmittel zu vermeiden. Und dafür muss man erstmal herausfinden, ob und worauf der Hund allergisch reagiert.

Eine Allergie sagt übrigens nichts über die Qualität des Hundefutters aus. Wenn ein Hund bereits allergisch auf Rind reagiert, wird er die Immunreaktion auch zeigen, wenn man auf ein hochwertiges Produkt mit Rind oder rohes Rindfleisch wechselt. Ein Markenwechsel allein bringt also in vielen Fällen nichts.

Man vermutet einige Allergien entstehen vor allem durch wiederholten und wiederholten und wiederholten Kontakt mit einer Zutat. Mitunter wird deshalb auch die Empfehlung ein Hundeleben lang ein und dasselbe Futter zu füttern für die Entstehung von Futtermittelallergien beim Hund verantwortlich gemacht.

Der Tierarzt wird beim Verdacht auf eine Allergie zunächst eine Ausschlussdiagnostik oder einen Allergietest anordnen. Damit soll ausgeschlossen werden, dass der Hund gegen andere Allergene als Futterproteine reagiert.

Bei der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie e.V. findest Du eine Liste von Tierärzten mit Schwerpunkt Hautkrankheiten!

  • Blut- und Hauttests gelten beim Hund als teilweise ungenau, werden aber weiter entwickelt und sind daher dennoch als Hilfsmittel empfehlenswert.
  • Das bewährte Verfahren zum Lokalisieren einer Allergie gegen Futtermittel ist eine durchdachte Ausschlussdiät. Das hat nichts mit einem probeweisen Futterwechsel von einer Proteinquelle zur anderen zu tun, wie das unter Hundehaltern oft geraten wird.

Probeweiser Futterwechsel

Bei einer tatsächlichen Allergie auf Futtermittel wird oft empfohlen erstmal das Futter zu wechseln und ein hypoallergenes Futter mit nur einer für den Hundekörper unbekannten Proteinquelle (Monoprotein-Futter) und ggfs. einer neuen Kohlehydratquelle zu wechseln.

Diese Methodik wird aber oft von Hundehaltern nur halbherzig durchgeführt und scheitert daran, dass man gar kein Protein und Getreide mehr übrig hat, welches der Hund noch nie vorher bekommen hat.

Denn durch die Auswahl an Leckerlis und Trockensnacks haben viele Hunde bereits reichlich Kontakt zu gemischten Getreidemehlen, Superfoods, exotischen Zutaten, Lamm, Rind, Pferd und Geflügel aller Art gehabt.

Außerdem bezieht sich „Monoprotein“ bei vielen Hundefuttern nur auf die tierische Proteinquelle. Diese Futter enthalten nicht selten viele nicht offen deklarierte pflanzliche Proteinquellen, um den Gesamtbedarf des Hundes zu decken.

Deshalb sollte man bei empfindlichen Hunden die gesamte Zutatenliste achten und ein Futter mit limitierten Zutatenliste verwenden. „Hypoallergen“ ist kein definierter Begriff und hauptsächlich eine Marketing-Phrase.

Füttert man ein Hundefuttermit nur einer Proteinquelle, aber einem 10-zeiligen Inhaltsverzeichnis, einem Dutzend Zusatzstoffen, Konservierungsmitteln und E-Nummern, wird es schwer jemals die allergieauslösende Zutat zu finden.

Leider kann man nicht mal bei kommerziellen Allergiker-Diäten und hypoallergenen Futtern darauf vertrauen, dass tatsächlich nur die angegebene Proteinquelle enthalten ist.

Eine 2013 durchgeführte Untersuchung an 12 solchen Hundefuttern fand in 10 Futtern Fragmente einer nicht auf der Packung angegebenen weiteren tierischen Proteinquelle[7]. Na toll.

Wenn Du schon wechselst, dann nutze ein Futter mit einer überschaubaren Anzahl mit nachvollziehbaren Zutaten. Oder bereite das Futter für Deinen Hund selbst zu, um die volle Kontrolle zu haben!

Allergikerfutter und Ausschlussdiät

Eine richtige Ausschlussdiät mit einem speziellen Allergikerfutter ist noch komplizierter. In diesen im Tiermedizin-Bedarf erhältlichen Futtern wurde die Proteinquelle durch Erhitzen und chemische Verfahren in so kleine Bestandteile aufgebrochen, dass die üblichen Allergene für das Immunsystem des Hundes nicht mehr erkennbar sind.

Üblicherweise handelt es sich dabei um ein Protein-Hydrolysat aus Federn oder ein Futter mit „limitierten Antigenen“.

Mit so einem Futter kann der Körper des Hundes sich beruhigen, bevor man dann gezielt unter Anleitung des Tierarztes einzelne Proteinquellen bewusst testet („Provokation“) und auf eine allergische Reaktion wartet.

Allergische Reaktionen auf Futtermittel können sehr lange nachwirken.

Ein Kontakt mit einem Allergen kann auch Wochen später noch zum Aufflammen von Symptomen führen. Und auch eine entzündliche Hautreaktion braucht u.U. 2-3 Monate um vollständig abzuheilen.

Man muss also hypoallergenes Futter mit neuer Proteinquelle oder Allergikerfutter mindestens 8-12 Wochen füttern, bevor man überhaupt sicher gehen kann, dass eine vermeintliche allergische Symptomatik nicht noch eine „Altlast“ der voran gegangenen Fütterung ist.

Und zwar exklusiv! Jeder Kontakt zur alten Proteinquelle in Form von Leckerchen, Krümeln oder Essensresten kann zu einer erneuten allergischen Reaktion führen und man beginnt die Ausschlussdiät quasi wieder von vorne.

Wenn der Hund keine Symptome mehr zeigt, füttert man bewusst den vermeintlichen Allergieauslöser (das alte Futter oder nacheinander einzelne Zutaten), um eine allergische Reaktion zu provozieren. Erst dann hat man Klarheit.

Eine allergische Reaktion durch Provokation mit den vermeintlichen Allergenen kann dabei mitunter auch erst nach 14 Tagen oder später auftreten. Man muss sich da Zeit lassen und sollte nicht jeden Tag irgendwelche neuen Zutaten zur Diät hinzufügen, sonst verliert man den Überblick oder verfälscht das Ergebnis.

Viele Hunde reagieren gegen weit mehr als ein Protein in ihrem Hundefutter allergisch. Man sollte am besten mit dem Veterinärmediziner durchsprechen, mit welcher Liste an Lebensmitteln man eine Provokationsversuch unternimmt.

Das ist kompliziert, unbequem und erfordert striktes und planvolles Handeln. Bei einer richtigen Ausschlussdiät muss der Hund im Prinzip dauerhaft kontrolliert werden oder ggfs. Einen Maulkorb tragen.

Das ständige Wechseln alle paar Wochen von einem Futter zum anderen ist keine Ausschlussdiät!

Hyposensibilisierung

Theoretisch ist beim Hund eine Hyposensibilisierung gegen einzelne Allergene möglich.

Dabei werden dem Hund in einer Dauertherapie kleine Mengen des Allergens „geimpft“, mit denen sich das Immunsystem an den Allergieauslöser gewöhnen soll. Der Körper verliert durch diese Methode nicht seine Überempfindlichkeit gegen ein Allergen. Aber man kann erreichen, dass er nur noch bei höheren Konzentrationen eine Immunantwort auslöst.

Symptomatische Behandlung

Wenn nichts mehr hilft oder die Lebensqualität des Hundes stark eingeschränkt ist, kann der Tierarzt Arzneimittel verordnen, die dem Hund den Juckreiz nehmen.

Wie bei uns auch kommen hier gelegentlich Cortisol oder Antihistaminika zum Einsatz. Frag Deinen Tierarzt auch nach „Apoquel“ und „Cytopoint“.

Mein eigener Schäferhund ist gegen so viele Sachen allergisch, das eine Vermeidungstaktik nicht praktikabel gewesen wäre. Er bekommt seit fast 6 Jahren täglich Apoquel und war damit bereits nach wenigen Tagen symptomfrei und kann ein normales Hundeleben führen.

Alternative Methoden

Es gibt eine Reihe von Hausmittelchen (Haferschleim, Apfelessig,…), die gegen Juckreiz helfen sollen. Wer einen echten Allergikerhund daheim hat, weiß aber, dass die Möglichkeiten zu helfen hier schnell ausgeschöpft sind.

Einen Hund mit Allergien zu pflegen bringt einen mehr als einmal an die Grenze. Das arme Tier kratzt und kratzt sich, nichts scheint zu helfen. Und verzweifelte Hundehalter sind gute Kunden.

Viele Scharlatane und Überzeugungstäter bieten deshalb „ganz einfache“ und „sanfte“, aber absolut wirkungslose Methoden wie Ergänzungsmittel, Bioresonanz, Pendeln, Wunderkuren, Heilpilze, Homoöpathie oder Haarprofile zum Auffinden und Heilen von Allergien an. Es gibt allerhand Wundermittel, Globuli, Pülverchen und Rezepturen, die die bösen Giftstoffe auszuleiten oder dem Hund anderweitig helfen solle.

Dass diese aus wissenschaftlicher Sicht mehr als lächerlich wirkenden energetischen und ganzheitlichen Praktiken vielen Hundehaltern zu helfen scheinen, ist einerseits eine gut vermarktete Behauptung der Anbieter solcher Methoden (die ja gleichzeitig auch die Panikmacher sind, die die potentielle Kundschaft überhaupt erst in Sorge vor allergieauslösenden und bösen Futtermitteln versetzen).

Und zeigt selbst in den bestätigten Fällen, wie viele vermeintliche Allergien beim Hund auf Einbildung beruhen. Denn dann funktioniert „Wunderheilung“ natürlich besonders gut.

Zusammenfassung

  • Allergien sind immunologische Überreaktionen auf ein Allergen, meist ein Eiweiß, die sich vor allem durch Juckreiz und Hautentzündungen äußern.
  • Unverträglichkeiten sind Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, die zu gastrointestinalen oder unspezifischen Symptomen führen.
  • Gegen beide Symptomatiken hilft vor allem ein Vermeiden des irritierenden Futtermittels.
  • Um herauszufinden, worauf der Hund reagiert, eigent sich eine in Absprache mit dem Tierarzt durchgeführte Ausschlussdiät ( selbst gekocht oder mit einem kommerzielle Allergikerfutter). Planloser Futterwechsel von einer Proteinquelle zur nächsten, oder zu hypoallergenen Futtern oder Monoproteinfutter, kann zufällig erfolgreich sein, bringt aber meist nichts.
  • Der Tierarzt kann auch helfen die Symptome einer Futtermittelallergie zu lindern. Befrage Deinen Tierarzt zu den Möglichkeiten! Kein Hund sollte unter ständigem Juckreiz leiden müssen.

Bitte handle mit gesundem Menschenverstand immer im Sinne Deines Tieres: Ein kranker Hund gehört zum Tierarzt! Du findest hier lediglich allgemeine Informationen über Beschwerden und Symptome. Du findest hier weder Ersatz für eine individuelle tierärztliche Beratung noch Therapieempfehlungen. Die hier präsentierten Produkte oder Aussagen sind nicht geeignet klinische Krankheitsbilder vorzubeugen, zu diagnostizieren oder zu behandeln.

Quellen

[1] A. Verlinden, M. Hesta, S. Millet & G. P.J. Janssens (2006) Food Allergy in Dogs and Cats: A Review, Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 46:3, 259-273, DOI: https://doi.org/10.1080/10408390591001117

[2] Food sensitivity in the dog: a quantitative study; Chesney CJ; J Small Anim Pract. 2002 May;43(5):203-7. PMID: 12038852

[3] Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (2): common food allergen sources in dogs and cats. Mueller RS, Olivry T, Prélaud P. BMC Vet Res. 2016 Jan 12;12:9. doi: 10.1186/s12917-016-0633-8. PMID: 26753610

[4] Arlian AG et al, Serum immunoglobulin E against storage mites in dogs with atopic dermatitis, American Journal of Veterinary Research, 2003 January, 64 (1):32-6

[5] Olivry, T., Mueller, R.S. Critically Appraised Topic on Adverse Food Reactions of Companion Animals (8): Storage Mites in Commercial Pet foods. BMC Vet Res 15, 385 (2019) doi:10.1186/s12917-019-2102-7

[6] Dog Food Advisor: Canine Diseases Linked to Grains in Dog Food (Part 1);
https://www.dogfoodadvisor.com/dog-food-industry-exposed/grains-in-dog-food-1

[7] Identification of undeclared sources of animal origin in canine dry foods used in dietary elimination trials. Ricci R, Granato A, Vascellari M, Boscarato M, Palagiano C, Andrighetto I, Diez M, Mutinelli F.; J Anim Physiol Anim Nutr (Berl). 2013 May;97 Suppl 1:32-8. doi: 10.1111/jpn.12045.; PMID: 23639015

[8] Erhebungen zur Fütterung von Hunden und Katzen mit und ohne Verdacht auf eine Futtermittelallergie in Deutschland; Nicola Stephanie Becker ; Inaugural-Dissertation der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (2009); https://edoc.ub.uni-muenchen.de/10069/1/Becker_Nicola.pdf

[9] Allenspach K, Gaschen F. [Chronic intestinal diseases in the dog: a review] Schweizer Archiv fur Tierheilkunde. 2003 May;145(5):209-19, 221-2. DOI: 10.1024/0036-7281.145.5.209.

[10] Co‐sensitization and cross‐reactivity between related and unrelated food allergens in dogs – a serological study; Jennifer Bexley Timothy J. Nuttall Bruce Hammerberg Richard E. Halliwell (2016); https://doi.org/10.1111/vde.12335

[11] PETCOACH EDITORIAL:;
https://www.petcoach.co/dog/condition/food-allergies/

[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Futterallergie